Wir begrüßen die Pläne der Bundesregierung, das sogenannte „Containern“ weitgehend zu entkriminalisieren und hoffen auf eine bundesweite Anti-Lebensmittelverschwendungsstrategie. „Containern“ meint Aktionen bei denen weggeworfene, aber noch genießbare Lebensmittel von Dritten aus Abfallcontainerngerettet bzw. – je nach Perspektive – entwendet werden. Nach aktuellem Recht ist es leider Diebstahl.

 

Zu viel wird weggeworfen

Die Zahlen sind eindeutig. In Deutschland landen viel zu viele Lebensmittel einfach im Müll: insgesamt 11 Millionen Tonnen im Jahr! Das zeige, so die GRÜNEN, dass für eine Vermeidung von Lebensmittelverlusten eine umfangreiche Strategie mit effektiven Maßnahmen erforderlich sei. Wir hoffen auf einen Aktionsplan der Bundesregierung, der konsequent darauf abzielt, Überschüsse im Vorfeld zu vermeiden, sodass Verschwendung gar nicht erst entsteht.

 

Lebensmittelrettung legalisieren

„Wer Lebensmittel rettet, übt eine notwendige Kritik an unserer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft und erinnert daran, dass es auch anders gehen sollte.“, erklärt Jörg Rostek, Co-Sprecher der GRÜNEN in Münster. „Containern zu bestrafen war schon immer falsch und wir sind froh, dass die Bundesregierung das Thema Lebensmittelverschwendung angehen will.“

 

Das Sprecher*innen-Team der AG Ökologie Nachhaltigkeit und Wirtschaft, formuliert es so: „Es in der heutigen Zeit als normal zu empfinden, Lebensmittel wegzuschmeißen, und Menschen, welche aktiv dagegen vorgehen, zu kriminalisieren, ist zynisch und unangebracht. Wir müssen umdenken und konsequent nachhaltig mit unserer Erde umgehen!“

 

 

Hintergrundinformationen

Um das Containern zu legalisieren, müssen die Richtlinien für das Strafverfahren und das Bußgeldverfahren geändert werden, die für die Justizverwaltung und die Staatsanwälte bindend sind. Das Bundesernährungsministerium und das Justizministerium haben gemeinsam den Justizministerien der Länder vorgeschlagen, diese Richtlinien zu ändern.

Auch eine Änderung des Strafgesetzbuches ist eine Möglichkeit, um Containern zu legalisieren, wie es beispielsweise in Frankreich geschehen ist. Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung im Zusammenhang mit Containern bliebe natürlich immernoch strafbar.

 

1. Wie viel wird weggeschmissen?

Steigende Lebensmittelpreise und Lieferengpässe haben vielen Menschen gezeigt, wie wertvoll Lebensmittel sind. Dennoch werden viele Tonnen davon im Handel und in Privathaushalten einfach weggeworfen – viele Produkte davon ungeöffnet. In Deutschland entstehen ca. 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle im Jahr (Stand 2020). Laut Gutachten der wissenschaftlichen Beiräte für Ernährungs-, Agrar- und Waldpolitik des BMEL könnten bei einer 50-prozentigen Reduzierung der Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten sechs Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten in Deutschland eingespart werden.

 

2. Wer wirft wie viel weg?

Die deutschen Haushalte waren für die Verschwendung mit 59 % hauptverantwortlich. Restaurants, Gaststätten und Verpflegung trugen einen Anteil von insgesamt 17 % und das verarbeitende Gewerbe von 15 % bei. Der Handel warf 7 % der Gesamtmenge weg. 2 % gingen auf die Primärerzeugung zurück. Laut UN Food Waste Index 2021 ist Deutschland bei der Verschwendung von Lebensmitteln durch private Haushalte in Europa sogar trauriger Spitzenreiter. Weltweit werfen nur noch China, Indien, die USA und Japan mehr Nahrung weg. Wer die Lebensmittelverschwendung reduziert, der betreibt aktiven Ressourcen- und Klimaschutz.

 

3. Konkret: Mögliche Maßnahmen

Es sind verbindliche Zielvorgaben für Unternehmen denkbar, die sich jährlich erhöhen und sicherstellen, dass bis zum Jahr 2025 die Lebensmittelabfälle um 30% und bis 2030 um 50% reduziert werden. Die Einhaltung der Zwischenziele könnte über Sanktionen – etwa Bußgelder bis hin zur Betriebsstilllegung – gewährleistet werden. Dazu gehört auch, die Produktionsbedingungen mit in den Blick zu nehmen, um das Wegwerfen von Lebensmitteln, aus kosmetischen Gründen, beispielsweise von Obst und Gemüse, zu unterbinden. Darüber hinaus könnte ein “Wegwerfstopp für Supermärkte“ dafür sorgen, dass der Lebensmittelhandel überschüssige Lebensmittel nicht länger entsorgt, sondern sie beispielsweise reduziert anbietet oder spendet. In Frankreich wurden dadurch 22% mehr Lebensmittel an karitative Einrichtungen gespendet, berichtet foodsharing e.V.

In Kitas und Schulen sind Bildungsmaßnahmen erforderlich, um das Bewusstsein der Menschen und die Wertschätzung von Lebensmitteln langfristig und nachhaltig zu erhöhen.

 

Quellen:

https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/raus-aus-der-tonne-lebensmittel-retten-ohne-strafe/tagesschau/12279491 (22.01.2023, 19:26 Uhr)

https://www.dw.com/de/wird-containern-in-deutschland-straffrei/a-64365911?maca=de-rss-de-top-1016-rdf(22.01.2023, 19:03 Uhr)

https://www.bundestag.de/webarchiv/presse/hib/2020_06/703446-703446 (22.01.2023, 19:23 Uhr)

https://drive.google.com/file/d/1O3RmGNz222SKg27O58CAZjdT3lHDygo9/view (22.01.2023, 19:44 Uhr)

https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/lebensmittelverschwendung-vermeiden#gewusst-wie (22.01.2023, 19:55 Uhr)

 


Bild: Filmbetrachter / Pixabay