Die Investition in ein Kohlekraftwerk in Hamm dient weder der sicheren und preisgünstigen Energieversorgung der Kunden der Stadtwerke, noch dem Klima in Münster; sie nutzt auch nicht der Konjunktur oder den Arbeitsplätzen in Münster. Der Verzicht auf die Beteiligung der Stadtwerke an dem Gemeinschaftskraftwerk Kohle (GEKKO) der RWE-Power in Hamm macht Mittel frei, um in Münster

  • die Kraft-Wärmekoppelung in Baugebieten und im Gebäudebestand auszubauen,
  • die Nutzung von Biogas aus der heimischen Landwirtschaft als Brennstoff für BHKW und später auch als Ersatz für Erdgas voranzutreiben,
  • Windenergie und PV-Technik auf breiter Front zu nutzen,
  • den ÖPNV auszubauen und gleichzeitig die CO2-Emissionen der Busse zu verringern und
  • eine Energiesparberatung für Haushalts- und Gewerbekunden der Stadtwerke wieder einzuführen.

Diese Maßnahmen stärken den Klimaschutz und schaffen Arbeitsplätze in Münster. Um diesen Effekt zu verstärken fordern wir, dass die Stadt flankierend die Mittel für die Förderung der energetischen Sanierung von Altbauten wieder anhebt. 1 Mio. € Fördermittel im Jahr sorgen für 8 Mio. € private Investitionen und sichern 1.000 Arbeitsplätze im Handwerk und Baugewerbe. Und: das Programm wirkt sofort, denn viele Anträge auf Förderung warten auf Bearbeitung weil das Geld bislang fehlt.Energieversorgung aus Kraft-Wärme-Koppelung für Münster Nach der Umwelterklärung aus dem Jahr 2007 betreiben die Stadtwerke Münster für die Erzeugung von Strom, Fernwärme und Nahwärme

  • die GuD-Anlage im Hafen,
  • 11 BHKW,
  • 11 Klein-BHKW in Baugebieten,
  • 1 Windenergieanlage sowie
  • 1 Wasserkraftanlage
  • und eine Reihe von PV-Anlagen.

Diese Anlagen decken zusammen mehr als 50 % des Strombedarfs und mehr als 20 % des Wärmebedarfs der Stadt ab. Alles ohne Kohle! Warum bei der Erzeugung von Strom und Wärme keine Kohle mehr zum Einsatz kommen, begründen die Stadtwerke in ihrer Umwelterklärung aus dem Jahr 2007 wie folgt: „Konventionelle Kraftwerke erreichen häufig nur eine Ausnutzung von 45 bis 50 Prozent. Die GuD-Anlage schafft einen Ausnutzungsgrad von 88 Prozent (Umwelterklärung S. 16).Die BHKW übrigens ebenfalls, denn die „gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme ist besonders ressourcenschonend, … in herkömmlichen Kraftwerken geht die Wärme als ‚Abfall verloren (ebd. S. 9).Auch bei der Senkung der Umweltbelastungen liegt die KWK-Technik vorn: „Allein bis zu 190.000 Tonnen weniger Kohlendioxid (CO2)-Emissionen im Jahr zeichnet die 2005 fertig gestellte GuD-Anlage aus … und eine um 90 Prozent verringerte Staubbelastung (ebd.).Fazit der Stadtwerke. „Konventionelle Kohle-Kraftwerke können da einfach nicht mithalten (ebd.).Perspektiven für den Ausbau der Nahwärme und der umweltfreundlichen Stromerzeugung in Münster ergeben sich beispielsweise dadurch, dass die seit Ende 2007 von den Stadtwerken bewirtschafteten Energiezentralen in Schulzentren und anderen städtischen Gebäuden bei der Erneuerung auf KWK-Technik umgestellt werden. Schätzungsweise 10 MW Stromerzeugung wären allein dadurch zu gewinnen.Kohle hat ausgedient!Der energie- und umweltpolitische Salto rückwärts, den die Stadtwerke mit der Beteiligung an dem GEKKO-Kohlekraftwerk in Hamm schlagen wollen, ist deshalb umso erstaunlicher:

  • Das Kraftwerk wird als herkömmliches Kondensationskraftwerk nur Strom erzeugen, ohne Nutzung der Wärme und deshalb mehr als die Hälfte der eingesetzten Primärenergie in die Luft blasen. Das bedeutet je kW doppelt so viel Energiebedarf wie in der GuD-Anlage und in den BHKW.
  • Bei CO2-Emissionen von ca. 8,9 Mio. Tonnen jährlich insgesamt verursacht der Anteil der Stadtwerke Münster am GEKKO (rd. 30 MW) ca. 150.000 Tonnen CO2. Die durch die GuD-Anlage erzielte CO2-Einsparung wird also dadurch zum größten Teil wieder aufgezehrt.
  • Auch wirtschaftlich ein merkwürdiges Geschäft, denn rd. 40 Mio. € müssen von Münster nach Hamm überwiesen werden, um den Anteil am GEKKO finanzieren zu können. Das ist fast genauso viel wie die Stadtwerke für die mehrfach leistungsstärkere GuD-Anlage ausgegeben haben, denn die wurde ja vom Bund mit 50 % gefördert!

Auch Versorgungssicherheit, Preisstabilität und größere Unabhängigkeit vom Erdgas und Öl sind meines Erachtens keine Argumente für die Kohle:

  • Kraftwerkskohle kommt aus Übersee und nicht aus Deutschland. Dass australische oder kanadische Steinkohle prinzipiell preiswerter und sicherer sein soll als norwegisches Erdöl oder russisches Erdgas ist nur schwer zu glauben. Und ganz aktuell: Sind australische Kohlefrachter weniger anfällig für somalische Piraten als saudische Öltanker?
  • Der Handel mit CO2-Emissionsrechten wird den Preis für Kohlestrom in nächster Zeit merklich ansteigen lassen. Der Strom aus Hamm wird für die Kunden der Stadtwerke deshalb preislich schnell zum „Hammer werden.

Kohlestrom wird teuer! Vor allem der Emissionshandel wird sich auswirken. Die EU-Kommission verlangt nämlich, dass die Zertifikate nicht mehr kostenlos an die Emittenten abgegeben, sondern versteigert werden. Der Preis würde die Produktionskosten in CO2-intensiven Industriezweigen (Metallindustrie, Chemie usw.) und der Energieerzeugung mit Braun- und Steinkohle verteuern. Der Preisvorteil der Braun- und der Steinkohle wäre damit schnell weg, und der Druck, effizientere Produktionsverfahren anzuwenden, würde größer.Stadtwirtschaftlich gesehen ist es zudem ziemlich merkwürdig, wenn die Stadtwerke Münster unter den gegenwärtigen Umständen 40 Mio. € für Energie nicht in Münster sondern in Hamm investieren. Das Geld stammt von den hiesigen Strom- und Wärmekunden der Stadtwerke und sollte deshalb auch in der Stadt bleiben und hier investiert werden. Das dient der Versorgungssicherheit, dem Klima, der Konjunktur und den Arbeitsplätzen in Münster.