Der Stadtrat diskutiert am Mittwoch (24.04.) über ein viertes Stadthaus für Münster. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Projekt und erläutern, warum unsere Ratsfraktion für den Bau des Stadthaues stimmt.
Warum möchte die Stadtverwaltung für rund 90 Millionen Euro ein viertes Stadthaus 4 bauen?
Aktuell hat die Stadtverwaltung für zahlreiche Ämter Büros extern angemietet. Durch den Bau des Stadthauses 4 sollen acht dieser Standorte wegfallen – und damit auch die entsprechenden Mieten, die aus Geldern der Steuerzahlenden an die Vermieter fließen. Sämtliche Diensteleistungen größerer Ämter werden künftig in einem der vier Stadthäuser angesiedelt und damit für die Bürger*innen gut erreichbar sein. Ins moderne Stadthaus 4 sollen vornehmlich Ämter ziehen, die viel direkten Kontakt zu den Menschen in dieser Stadt haben – etwa das Jobcenter und das Sozial-, das Jugend- und das Wohnungsamt.
Hinzu kommt: Gleichzeitig werden überall bei der Stadtverwaltung Konzepte wie Desk-Sharing (nicht jede*r Mitarbeitende hat sein eigenes Büro) und weitere neue Arbeitsformen umgesetzt werden. Die Stadt investiert hier in gute Bedingungen für ihre Mitarbeitenden.
Welche Vorteile haben die neuen Konzepte?
Mit einem Antrag haben unter anderem wir Grüne erreicht, dass durch den weitgehenden Verzicht auf traditionelle Büros und durch die Schaffung von Räumen, die zur Zusammenarbeit einladen, erheblich mehr Menschen im Stadthaus 4 arbeiten werden, als nach altem Muster möglich war. Insgesamt wird die Stadtverwaltung deutlich flächensparender arbeiten, rund 6000 Quadratmeter Bürofläche fallen insgesamt weg. Allein das wird in Zukunft über 300.000 € an Heinz- und Reinigungskosten einsparen. Auch Änderungen wie das verstärkte Nutzen von Home Office und mobiles Arbeiten wirken sich hier positiv aus.
Aber dafür fallen die ziemlich hohen Kosten für einen Neubau an…
Die Berechnungen der Stadtverwaltung sind in diesem Punkt eindeutig: Es kommt die Stadt in den kommenden Jahrzehnten deutlich günstiger, für sich selbst zu bauen, als weiterhin zu mieten. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Baukonjunktur verschlechtert hat – und damit auch die hohen Baupreise gesunken sind.
Überall in Deutschland investieren die Kommunen in eigene Gebäude. Damit werden für Generationen stabile Werte geschaffen und man ist unabhängig von den stark schwankenden Preisen am Büro-Immobilienmarkt und von den Renditeerwartungen der Investoren.
Stammt die positive Gesamtbilanz nicht eher daher, dass das Stadthaus über 80 Jahre abgeschrieben wird? Das ist doch eine Trickserei und viel zu lang.
Zu Abschreibungen gibt es im Land NRW gesetzliche Regelungen – an diese hält sich die Stadt Münster selbstverständlich. Um die Haushalte zu schonen, wählt die Stadt IMMER den längstmöglichen Abschreibungszeitraum. Von Trickserei kann also keine Rede sein.
Wenn man Standorte zusammenfasst, hätte man doch ein großes Gebäude mieten können, statt ein komplettes Stadthaus neu zu bauen, oder?
Natürlich bevorzugen wir GRÜNE es, wenn Gebäude weitergenutzt werden, statt neue Flächen zu versiegeln oder neues Baumaterial zu verbrauchen. Aber: Auf dem münsterschen Markt für Büro-Immobilien steht nach Angaben der Wirtschaftsförderung Münster derzeit kein vergleichbares und in Frage kommendes Gebäude dieser Größe zur Verfügung. Und: mit einem Gebäude nach neuesten Energiestandards ist die Stadt vor hohen Energiekosten geschützt.
Und was haben Münsters Bürger*innen vom Stadthaus 4?
Wir alle profitieren davon, wenn die Stadt eine attraktive Arbeitgeberin ist und die Mitarbeitenden unter modernen Bedingungen gute Arbeit für Münster leisten. Das gilt besonders in Zeiten des grassierenden Fachkräftemangels, in denen auch der öffentliche Dienst um die besten Köpfe kämpfen muss.
Und wer künftig als Bürger*in das Jobcenter oder eines der anderen Ämter im Stadthaus 4 besucht, erledigt das gebündelt an einem Ort in einem barrierefreien, hellen und einladenden modernen Gebäude, dessen Angebote zugleich digital und flexibel zur Verfügung stehen werden: Die Stadt plant, das Stadthaus 4 zum Vorbild für modernisiertes wie effizientes Verwaltungshandeln zu machen.
Illustration: Hascher Jehle Archiktektur