„Ende März noch hat Familienminister Stamp (FDP) Eltern vertröstet, dass man Kinder in der Kindertagesbetreuung mit den vorhandenen Nasentests nicht testen könne und jetzt – wenige Tage später – wird in bekannter Kurzfristigkeit angekündigt, dass ab kommender Woche (12.04.) nun doch Selbsttests für die Kinder zur Verfügung stünden“, zeigt sich Leon Herbstmann, familienpolitischer Sprecher der grünen Ratsfraktion, verwundert über die Kehrtwende der Landesregierung. „Im Ministerschreiben an die Eltern vom 26. März heißt es noch, dass Kindern erst dann ein Angebot gemacht werde, wenn es ein ‚kindgerechtes und umsetzbares Testsystem‘ gebe. Die Erklärung, warum die sogenannten Nasentests plötzlich doch für Kinder geeignet sind und nicht schon vor zwei Wochen, bleibt Minister Stamp den Eltern schuldig. Grundsätzlich kann der Kehrtwende aber auch etwas Gutes abgewonnen werden, da nun auch für Kita-Kinder und Kinder in der Tagespflege die von vielen Eltern geforderten Selbsttests zur Verfügung stehen“, begrüßt Herbstmann die Entscheidung.

Gut gemeint ist noch nicht gut gemacht

An der angekündigten Teststrategie äußern die GRÜNEN allerdings auch deutliche Kritik: „Die zwei Tests pro Kind und Woche sind freiwillig und müssen von den Eltern Zuhause durchgeführt werden. Das birgt die Gefahr, dass Tests ungenutzt in der Ecke liegen bleiben, weil zum Beispiel Sprachbarrieren oder die Angst, etwas falsch zu machen, Eltern von der Nutzung abhält. Die Träger und Beschäftigten der Kitas sowie die Tageseltern dürfen in solchen Fällen nicht alleingelassen werden“, mahnt Herbstmann und weiter: „Es muss sichergestellt werden, dass die Tests auch zum Einsatz kommen – ansonsten ist im Sinne der Beschäftigten, Kinder und Familien nichts gewonnen.“

Mal so, mal so: ein planloses Hin und Her

„Statt einer durchdachten Strategie gibt es von der Landesregierung wieder mal nur kurzfristige Ankündigungen, die die Arbeit größtenteils auf die Beschäftigten in der Kindertagesbetreuung und die Familien abwälzt“, so der grüne Ratspolitiker und verweist auf Städte wie Köln, in denen systematisch in den Kitas getestet wird. „Das von der Uniklinik Köln erprobte Testkonzept ‚KiKo‘ (Kita Testung Köln) zeigt, wie Kinder und Beschäftigte in Kitas mit der Lolli-Methode niedrigschwellig getestet werden können und bei positiven Testergebnissen zum Schutz anderer effektiv gehandelt werden kann. Dass ausgerechnet Familienminister Stamp, der die Lolli-Methode für Kinder als geeignete Testmethode ins Spiel gebracht hat, nun davon Abstand nimmt und stattdessen das macht, was er selbst vor Tagen noch ablehnte, ist ein weiterer Beleg dafür, wie planlos und unüberlegt die Landesregierung in Sachen Kinderbetreuung und Schule agiert“, kritisiert Herbstmann die schwarz-gelbe Landespolitik.

Hintergrund
Bei der Lolli-Methode lutschen Kinder 30 Sekunden auf einem Tupfer zur Probeentnahme – es handelt sich folglich um eine nicht-invasive Probeentnahme. Mit dem Tupfer kann anschließend ein aussagekräftiger PCR-Test durchgeführt werden.