Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen Rechtsextremer Randalierer in Chemnitz wendet sich der KV-Sprecher von Bündnis 90/Die GRÜNEN/GAL Münster, Stephan Orth, mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für ein Deutschland demokratischer Werte, an die Münsteraner. Man müsse sich endlich entschlossen und geschlossen gegen jeden Hass stellen – auch im Alltag. Für Rassismus, Hetze und Gewalt dürfe es keine Toleranz geben:
Der rechtsextreme Terror auf der Straße darf nicht länger toleriert werden. Wer Hass und Zwietracht sät, wer Kleidungsvorschriften machen, Menschen nur aufgrund äußerer Merkmale ausgrenzen will – der verlässt den Boden des Grundgesetzes.
Wir waren viel zu lange still. Wir haben viel zu lange zugeschaut und wir haben viel zu lange den Fehler begangen, eben diese Menschen mit den selben Maßstäben zu beurteilen wie uns selbst: Nein, das sind keine Deutschen, es sind keine Demokraten, es sind Verfassungsfeinde und Menschenhasser, die in Chemnitz und anderswo auf die Straße gehen. Chemnitz ist nur eine Stadt. Hass begegnet uns täglich überall. Deshalb gehen diese Unruhen auch uns etwas an.

Man kann Menschen auf Augenhöhe begegnen. Wer aber dem Duktus der AfD und anderem Hass auf Augenhöhe begegnet, der stellt Gewalt und Menschenfeindlichkeit auf eine „normale“ Ebene.
Heute sind es Menschen, die anders aussehen, morgen Menschen, die anders lieben, übermorgen sind es Menschen anderer Parteien, die angegriffen und gejagt werden. Wann bist du es? Willst du zuschauen oder willst du was tun? Ein echter Demokrat muss in jeder Sekunde für die Verfassung und deren Werte brennen. Leidenschaft heißt aber auch, nicht nur bedauernd zuzuschauen, sondern ganz klar Grenzen zu setzen.
Ich wünsche mir eine Politik, einen Staat, eine Polizei, Gerichte – ja ich wünsche mir eine Gesellschaft, die diesen Hass nicht mehr nur bedauert, sondern ganz klar macht: Die Deutschen, das seid nicht ihr! Ihr seid Nazis, ihr seid Feiglinge, ihr seid aggressive Menschenhasser und Pseudointellektuelle, deren Kulturbegriff bei der Frikadelle und der Lederhose aufhört. Ein Patriotismus, der sich ein „Vaterland“ der 1930er Jahre herbeisehnt, will ein anderes Deutschland – ein nationalistisch-menschenfeindliches Deutschland, dass wir dachten bereits überwunden zu haben. Leider holt uns die Realität ein.
Was es braucht, ist Zusammenhalt – durch die Bank weg. Ein Zusammenhalt all derer, denen es reicht. Genug! Das Gegenprogramm kann nur Toleranz, Offenheit, Liebe und Miteinander sein. Wer nicht dazu gehören will, der grenzt sich selbst aus – muss aber mit den Konsequenzen leben. Wir haben eine Wahl. Entscheiden wir uns richtig und nehmen wir auch die Wahl derer ernst, die sich für Hass entscheiden und stehen endlich geschlossen auf, wenn eine Hand voll Nazis durch deutsche Städte zieht.
Die Mehrheit darf nicht schweigen. Wer schweigt, hat bereits verloren.