Wenn „Du Jude“ wieder als gängiges Schimpfwort funktioniert, die Kippa ein persönliches Sicherheitsrisiko ist und jeder fünfte Deutsche unter 30 mit dem Begriff Auschwitz nichts anzufangen weiß, dann ist es allerhöchste Zeit zu handeln! Darum gründet der Kreisverband von Bündnis 90/Die GRÜNEN/GAL Münster eine Arbeitsgruppe gegen Antisemitismus. Die Grünen möchten hiermit ein politisches Zeichen gegen jede Form von Antisemitismus setzen, sich verstärkt in die Debatte einbringen und sich für jüdisches Leben in Münster einsetzen.
Als 1933 die NSDAP an die Macht in Deutschland kam, bestand eines ihrer Hauptziele in der Vernichtung allen jüdischen Lebens. Der nationalsozialistische Vernichtungswahn erreichte seinen Höhepunkt in der Shoah. Zwischen 5,6 bis 6,3 Millionen europäische Juden wurden brutal ermordet – eines der schrecklichsten Verbrechen der Geschichte, das von Vernichtungslagern wie Auschwitz ausgegangen war. Auch 73 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz gibt es Antisemitismus, dessen hässliches Gesicht in den vergangenen Wochen vermehrt zum Vorschein tritt, so etwa in der Debatte um Übergriffe auf Kippa-Träger in Berlin oder antisemitische Texte deutscher Rapper. Auch wird der Nahost-Konflikt und der Staat Israel leider allzu oft zum Anlass für antisemitisches Gedankengut und Übergriffe genommen.
Diese Ausformungen Antisemitismus können wir – gerade in Deutschland – nicht ertragen und wollen mit unserer Arbeitsgemeinschaft Zeichen gegen die ‚Schlussstrich-Debatte‘ setzen, uns am Kampf gegen Antisemitismus beteiligen und uns für jüdisches Leben in Münster einsetzen, um dieses nachhaltig zu stärken. Denn zu einem bunten Münster gehören definitiv auch jüdische Mitbürger*innen, die hier sicher leben, ihre Persönlichkeit und ihren Glauben entfalten können sollten, dazu. Die Arbeitsgemeinschaft wird von Melanie Meier-Hajek und Thilo von Groote geleitet und ist offen für neue Mitglieder und  Multiplikator*innen, welche Interesse an einem Austausch und Lust auf gemeinsame Aktionen haben.
Auch KV-Sprecher Stephan Orth begrüßt die Gründung der Arbeitsgruppe: „Antisemitismus gibt’s auch in Münster. Aber um eines deutlich zu sagen: Wer unsere jüdischen Mitbürger*innen angreift, der greift uns alle und damit auch den demokratischen Rechtsstaat an. Wir pflegen freundschaftliche Kontakte zur jüdischen Gemeinde – insbesondere zu Sharon Fehr. Das wollen wir vertiefen. Wir wünschen uns eine Stadt, in der es irgendwann keine Rolle mehr spielt wie wir aussehen, wie viel Geld wir haben, wie unser Schulabschluss ist und ja – auch woran wir glauben. Die Gründung dieser AG ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ich danke Melanie Meier-Hajek und Thilo von Groote für ihr Engagement!“
Jede/r Interessierte ist herzlich eingeladen mitzuwirken. Die Gruppe trifft sich an jedem ersten und dritten Donnerstag des Monats, um 18 Uhr im Grünen Zentrum in der Windhorststraße 7.