Die Verwaltung wird beauftragt:Die Mittel, die in die Offenen Ganztagsgrundschulen fließen, so einzusetzen, dass nachfolgende Vorgaben erfüllt sind:
- Die Größe pro Betreuungsgruppe an den Offenen Ganztagsgrundschulen wird auf 20 Kinder festgelegt.
- Ab dem 30. Kind an der offenen Ganztagsgrundschule wird die zweite Fachkraft eingestellt.
- Es wird auf eine bessere Verzahnung von Unterricht und ausserunterrichtlichen Angeboten hingewirkt.
- Die konzeptionelle Neuausrichtung soll prozesshaft im Einvernehmen mit den Schulen und bestehende Arbeitsverhältnisse berücksichtigend erfolgen. In einem ersten Schritt sollen Schulen als Modellschulen für innovative Konzepte gewonnen werden.
- Für den Fall, dass die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, um die Vorgaben umzusetzen, erstellt die Verwaltung ein Finanzierungskonzept.
Begründung: I.Im Schuljahr 2009/2010 nehmen ca. 2.404 Schüler/-innen in 78 Betreuungsgruppen an den Angeboten der offenen Ganztagsschule teil (s. amtliche Schulstatistik 2009/2010). Statistisch gesehen sind dies ca. 30 Kinder pro Gruppe. Für die „erste Betreuungsgruppe steht eine Erzieherin/ein Erzieher mit 25,32 Stunden, für jede weitere eine Erzieherin/ein Erzieher mit 19,5 Stunden zur Verfügung.Laut Ratsbeschluss vom 05.04.2006 wird an den Grundschulen eine Gruppenstärke von 25 Kindern, an den Förderschulen eine Gruppenstärke von 12 Kindern zugrunde gelegt.Sobald 50 und mehr Kinder in einer Offenen Ganztagsgrundschule angemeldet werden, wird eine weitere Fachkraft mit 19,5 Stunden eingesetzt.Zum Schuljahr 2009/2010 arbeiten rd. 460 Mitarbeiter/innen im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung an den offenen Ganztagsgrundschulen und in der Bis-Mittag-Betreuung. Der wöchentliche Stundenumfang liegt dabei zwischen zwei und zwölf Stunden.Pro OGS – Kind an einer Grundschule steht ein Betrag von 2.104 € zur Verfügung. Der kommunale Eigenanteil beträgt pro Kind 874 €. Unabhängig davon erhält eine offene Ganztagsgrundschule eine Sachmittelpauschale in Höhe von 100 € pro Kind/Jahr für die Anschaffung von Verbrauchs- und Spielmaterialien, Reparaturen sowie kleineren Ausstattungsgegenständen.Für 2404 OGS Kinder sind das 5.058.016,00 €Die durchschnittlichen Personalaufwendungen für tariflich Beschäftigte nach E 6 TVöD (Erzieherin) liegen bei ca. 44.000 € jährlich für Vollzeitkräfte. Im Offenen Ganztag sind Fachkräfte mit 25,32 bzw. 19,5 Stunden beschäftigt. Seit der Umwandlung von Schulen in Offene Ganztagsschulen wurden zusätzlich rund 44 neue (Teilzeit-)Stellen für Erzieher/innen eingerichtet.
Aus unserer Sicht ist es pädagogisch sinnvoll und finanziell möglich, aus den vorhandenen Mitteln mehr pädagogische Fachkräfte einzustellen bei gleichzeitiger Verringerung der Anzahl geringfügig Beschäftigter. Ein gewisses Maß an Flexibilität muss allerdings erhalten bleiben.II.Die Umsetzung der Trias Betreuung, Bildung und Erziehung ist das zentrale Ziel. Betreuung nicht nur verstanden als Beaufsichtigung und zeitliche Betreuung, sondern als Sorge, Unterstützung und Beziehungsarbeit. Bildung nicht nur verstanden als das Vermitteln von Wissen, sondern auch als Förderung der Persönlichkeitsbildung und die Aneignung sozialer und kultureller Kompetenzen. Hierfür braucht es pädagogischer Fachkräfte und angemessener Gruppengrößen. Es geht schließlich um 6, 7, 8, 9 und demnächst sogar 5-jährige Schülerinnen und Schüler.Die Schüler/innen brauchen qualifizierte pädagogische Fachkräfte als feste Ansprechpartner/innen und Vertrauenspersonen. Bisher wird erst ab dem 51. Kind eine zweite pädagogische Fachkraftstelle eingerichtet, was bedeutet, dass für 50 Kinder nur eine pädagogische Fachkraft kontinuierlich im Ganztagsalltag präsent ist. Sie muss dann neben dem Blick für die Kinder auch den Blick fürs Ganze haben, was die Koordination der geringfügig Beschäftigten, Übergabesituationen, Absprachen mit der Schule und den außerunterrichtlichen Anbietern wie Musikschule, Sportvereine etc. angeht.III.Zudem gibt es an vielen offenen Ganztagsschulen kaum Verbindungen zwischen dem Unterricht einerseits und den vielfältigen Aktivitäten im Rahmen der außerunterrichtlichen Angebote auf der anderen Seite. Nach einem umfassenden Bildungsverständnis müsste hier eine bessere bildungsfördernde Verzahnung zwischen Unterricht und außerunterrichtlichen Ganztagsangeboten erfolgen.So sind die außerunterrichtlichen Angebote ein guter Platz, um bestimmte Themen des Unterrichts noch einmal von einer etwas anderen Seite zu beleuchten. Dabei kann der außerunterrichtliche Bereich sich auf solche Aktivitäten konzentrieren, für die oft im eigentlichen Unterricht keine Zeit besteht.Ein einfaches Beispiel wäre aus dem Bereich ‚Religion. Wenn das Thema unterschiedliche Religionen ausserunterrichtlich verknüpft wird mit dem Besuch von Kirchen, Synagoge, Moschee. Auf diese Weise haben die Kinder das, was sie vormittags theoretisch im Unterricht kennengelernt haben durch den Besuch vor Ort noch einmal vertieft und lernen ganz nebenbei ihre Stadt, ihren Sozialraum besser kennen. Andere Beispiele gibt es aus dem Sachunterricht (Natur, Technik etc.), die nachmittags durch Projekte sinnvoll ergänzt werden können.
Das funktioniert nur, wenn am Nachmittag genügend unverplante Zeit zur Verfügung steht. Auch müssen Lehr- und Fachkräfte in engem Austausch stehen, damit eine hohe Transparenz im Hinblick auf die Unterrichtsinhalte vorhanden ist. Für die Umsetzung der besseren Verzahnung von außerunterrichtlichen Angeboten und Unterricht ist notwendige Voraussetzung, dass die Zahl der pädagogischen Fachkräfte, die im Alltag der OGS präsent sind, erhöht wird.IV.Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der OGS im Auftrag des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder des Landes NRW zeigen, dass der berufliche Alltag der Fachkräfte im OGS folgendermaßen aussieht: große Aufgabenvielfalt, Allzuständigkeit, Parallelität der Aufgaben, hoher Zeitdruck, organisatorische Zwänge, reagieren statt agieren sowie unzureichende Verfügungszeiten für Vor- und Nachbereitung, für die Kooperation mit Lehrkräften, für Elterngespräche, für Reflexion und letztendlich zu wenig Zeit für Kinder. „In diesem Zusammenhang weisen die Aussagen in den Interviews darauf hin, dass die Situation der jüngeren Kinder bereits in einigen Schulen aufmerksam wahrgenommen wird. Die Erfahrungen dieser Schulen deuten auf eine Überforderung dieser Gruppe durch eine zu große Angebotsvielfalt des Nachmittags sowie durch zu geringe Freiräume für Entspannung, Rückzug und selbstbestimmtes Spiel hin. Hinzu kommt die Wahrnehmung, dass die jüngeren Kinder intensive Beziehungen zu den Bezugspersonen aufbauen möchten und Konstanz bei den Bezugspersonen suchen. (S. 10)Es müssen die Weichen für ein qualitativ hochwertiges Ganztagsangebot neu gestellt werden. Um den Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsaufgaben nachhaltig gerecht zu werden, bedarf es der zusätzlichen Fachkräfte. Dies ist mit geringfügig Beschäftigten allein nicht zu erreichen.gez. Jutta Möllers
und GAL-Fraktiongez. Gerd Kersting
Ratsgruppe UWG/ÖDP