Der Rat möge beschließen

1. Durch die Schließung von Hallen- und Freibädern haben sich die Bedingungen für den Schwimmunterricht von Schulen, für die Arbeit der Sportvereine und für alle Menschen in Münster, die gern schwimmen, erheblich verschlechtert. Besonders folgenreich war der Abriss des Südbades.

2. Um die eingetretenen Defizite auszugleichen, spricht sich der Rat der Stadt für den Neubau eines „Bürgerbades Südbad an gleicher Stelle des ehemaligen Bades aus. Eine abschließende Ratsentscheidung erfolgt nach Klärung der Rahmenbedingungen.

3. Die Verwaltung wird daher beauftragt, die Errichtung eines neuen Bades konzeptionell und planerisch vorzubereiten. Dabei sind Schulen, Sportvereine, die Hochschulen ebenso wie Organisationen zur Förderung der Gesundheit sowie der gemeinnützige Schwimmverein Südbad e. V. zu beteiligen.

4. Zur Klärung der funktionellen, der baulichen und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ein neues Bad wird zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellt. Sie soll die konkreten Möglichkeiten am Standort des alten Südbades klären. Dabei ist von folgenden Zielsetzungen auszugehen:

4.1 Vielseitige Nutzbarkeit: Eignung des Bades mit Schwerpunkten auf Schul- und Freizeitschwimmen, Vereins- und Hochschulsport,

4.2 Sparsamkeit bei Bau und Betrieb: „Schlankes Raumprogramm, geringe Betriebskosten durch Passivhausstandard,

4.3 Modellprojekt „Solarbad: Minimaler Energieverbrauch und maximale Ausnutzung solarer Energie,

4.4 Prüfung des Einsatzes von Salzelektrolyse als Reinigungsverfahren,

4.5 Rationelle und kostensparende Bewirtschaftung: Betriebsführung möglichst durch den Verein Bürgerbad Südbad e.V. und Beteiligung von Schulen, Sportvereinen und anderen Nutzergruppen (ggf. Hochschulen). Die Erfahrungen mit dem Bürgerbad Handorf sind hierbei zu berücksichtigen,

4.6 Mitfinanzierung der Investition durch Anteile Dritter: Einwerbung von Fördermitteln des Landes, Deutschen Umweltstiftung u. a., Beteiligung der Öffentlichkeit (z. B. Bürgerdarlehn), der Wirtschaft und von Investoren. Zur Finanzierung städtischer Anteile ist insbesondere die Einbeziehung städtischer Gesellschaften zu prüfen.

5. Vorschläge für den Untersuchungsumfang und -ablauf etc. der Machbarkeitsstudie legt die Verwaltung vor. An der Ausarbeitung dieser Vorschläge ist der Schwimmverein Südbad e. V. zu beteiligen. Die Ergebnisse der Studie werden im Laufe des Jahres 2010 vorgelegt und öffentlich präsentiert. Entscheidungen über konkrete Maßnahmen der Planung (Realisierungswettbewerb) trifft der Rat im Anschluss.

6. Die Beratungen im Rat sind im AUB, im Ausschuss für Finanzen, im Schulausschuss und im Sportausschuss vorzubereiten. Die Federführung für das Projekt obliegt dem AUB.

7. Die Anregung des gemeinnützigen Schwimmvereins Südbad e. V. Nr. 163 vom 20.12. 2009, eine standortbezogene Ermittlung der Bedarfe und der Möglichkeiten durch das Sportwissenschaftliche Institut der WWU durchzuführen zu lassen, ist damit erledigt.

Kosten und Finanzierung

Es entstehen keine Kosten. Die Machbarkeitsstudie soll von der Verwaltung erarbeitet werden. Schulen, Vereine und Öffentlichkeit werden gebeten, sich an der Erarbeitung der Studie „ehrenamtlich zu beteiligen.

Begründung:1. Ein neues Südbad ist das Ziel!

Durch die Schließung von Hallen- und Freibädern ist die Qualität der Freizeit- und Sportangebote in der Stadt erheblich gesunken. Die Investitionen in die verbliebenen Hallen- und Freibäder verbessern die Angebote, sie wiegen aber nicht auf, was zuvor durch Sparpolitik à la Rödl eingespart wurde.

Das gilt insbesondere für das Südbad. Durch die Schließung und den späteren Abriss des Hallenbades am Inselbogen wurde Schwimmen, Baden und Planschen nicht nur quantitativ eingeschränkt – der Wegfall des Südbades brachte qualitative Verschlechterungen:

  • Schulen aus dem Einzugsbereich müssen, um Schwimmunterricht und Schwimmen als Sportunterricht anbieten zu können, auf unzumutbar weit entfernte Standorte ausweichen. Die Folgen sind spürbare Einschränkungen der Angebote und dass immer weniger Kinder bis zum Abschluss ihrer Grundschulzeit sicher Schwimmen lernen.
  • Sportvereine müssen für Training und Wettkampf auf ohnehin schmale Angebote in anderen Bädern ausweichen, gleiches gilt für die Rettungsschwimmerausbildung der DLRG. Die Ausbildung zum Rettungsschwimmer wird zunehmend weniger attraktiv.
  • Menschen in der gesamten südlichen Innenstadt haben den kurzen Weg zum Schwimmbad verloren.

Nachteilig wirkt sich der Wegfall des Südbades auch auf die Lehrerausbildung durch die WWU und auf den Hochschulsport aus. Die ohnehin begrenzten Kapazitäten der Münsteraner „Bäderlandschaft für diese Nachfrage sind noch weiter zusammengeschmolzen. Schwimmen findet für die Hochschulen fast nur noch „auf dem Trockenen statt.

Es rächt sich nun, dass die seinerzeitige Ratsmehrheit das von Wenzel und Partner in seinem Bädergutachten als Alternative zur Sparversion vorgelegte angebotsorientierte Konzept für Schwimmen in Münster nicht akzeptiert hat. Es sah vor, das Südbad zu erhalten, zu modernisieren bzw. neu zu bauen und als Schul-, und Sportbad zu profilieren. Es rächt sich, dass CDU und FDP die Angebote der Initiative „Bürgerbad Südbad (heute: gemeinnütziger Schwimmverein Südbad e. V.) für einen einstweiligen Weiterbetrieb des Südbades unter Beteiligung der Initiative ausgeschlagen haben. Ohne Not ausgeschlagen haben, wie das Beispiel des Bürgerbades in Handorf eindeutig zeigt – beim Südbad wollten CDU und FDP nicht auf die bürgerschaftliche Bereitschaft eingehen, Verantwortung zu übernehmen.

Die Aufgabenstellung, ein neues Südbad am Standort des ehemaligen Bades zu realisieren, gilt für alle politischen Kräfte in der Stadt. Sie ergibt sich nicht vorrangig aus rechnerischen Kalkulationen. Wie viel Wasserfläche pro EinwohnerIn in Münster und im Vergleich zu anderen Städten vorhanden ist, trägt nur bedingt als Entscheidungsgrundlage für oder gegen das Projekt bei. Grundlagen der politischen Entscheidung für ein neues Südbad sind die qualitativen Verschlechterungen, die Schulen, Vereine und Schwimminteressierte getroffen haben. Die politische Entscheidung für ein neues Südbad soll sicherstellen, dass Kinder wieder ohne Schwierigkeiten schwimmen lernen, dass Jugendliche in Vereinen wieder ohne Einschränkungen Schwimmsport treiben, dass Senioren sich durch schwimmen fit und gesund halten und dass schwimmbegeisterte Menschen aus dem gesamten Bereich der südlichen Innenstadt wieder zu Fuß oder mit dem Rad zum Bad kommen können. Die gegenwärtige Situation ohne Südbad stellt einen eklatanten Mangel an kommunaler Daseinsvorsorge dar.

Begründet wird unsere Entscheidung für ein neues Südbad zusätzlich durch die Perspektiven, die sich für die Lehrerausbildung der WWU und für den Hochschulsport ergeben könnten. Wissenschaftliche Untersuchungen machen darauf aufmerksam, dass die sportwissenschaftliche Ausbildung in Münster bei insgesamt hohem Niveau unter dem Mangel an geeigneten Sportstätten im Bereich des Schwimmens leidet. Das bundesweite Ranking sieht das sportwissenschaftliche Institut der WWU nur deshalb nicht ganz vorn, weil ein Bad fehlt. Ein neues Südbad kann deshalb auch ein wichtiger Zugewinn für die Sportwissenschaften an der WWU sein.

Zu beachten sind auch die wachsenden Bedarfe für gesundheitsorientiertes und therapeutisches Schwimmen und Bewegen im Wasser, vor allem aus dem Kreis der SeniorInnen. Münster sollte sich als Gesundheitsstadt auch auf diesem Feld mit guten Angeboten qualifizieren.2. Vielseitige Nutzbarkeit – sparsame Realisierung – Betrieb durch Vereine und Nutzergruppen

Zielgruppen für da
s neue Südbad sind Schulen, Vereine und die Öffentlichkeit im gesamten Südviertel. Das Raumprogramm für das Bad ist auf diese Bedarfsgruppen auszurichten. Zu berücksichtigen sind auch Nachfragen aus der wachsenden Bewegung für mehr Gesundheit und für Wohlbefinden. Schwimmen spielt dabei offenbar eine große Rolle. Als künftige Nutzer zu berücksichtigen sind schließlich auch die Hochschulen in der Stadt, die für die Ausbildung (von LehrerInnen) dringend mehr Schwimmsportmöglichkeiten benötigen.

Der Betrieb des Bades soll auch aus Kostengründen soweit möglich in die Hände von Vereinen und Nutzergruppen gelegt werden. Die Stadt Münster verfügt über große Erfahrungen mit den sog. „Schlüsselgewaltverträgen, die für Sporthallen mit Vereinen abgeschlossen werden. Diese Erfahrungen lassen sich sicherlich auch auf den Betrieb einer Schwimmhalle übertragen. An der Betriebsführung sollten neben dem gemeinnützigen Schwimmverein Südbad e. V und anderen Sportvereinen auch die Schulen und Hochschulen beteiligt werden.
3. Modellprojekt: Passivhausstandard – Nutzung solarer Energie – Senkung der Betriebskosten

Schwimmhallen sind besonders folgenkostenintensive Einrichtungen: Aufwendungen für Aufsichtspersonal (SchwimmmeisterInnen) und für die Kundenbetreuung, für die Wasseraufbereitung (incl. Verbrauch) und für die Energieversorgung übersteigen bereits nach wenigen Jahren die Investitionskosten. Ziel muss es deshalb sein, das neue Südbad so sparsam wie möglich betreiben zu können. Grundlagen einer effizienten und kostengünstigen Betriebsweise sind bereits bei Beginn der Planung zu legen. Angestrebt wird deshalb ein Bad, das folgende Eigenschaften aufweist:

  • hoher Wärmedämmstandard des Gebäudes, möglichst Passivbauweise,
  • Nutzung der Solarenergie durch Kollektoren für die Wassererwärmung und durch PV,
  • Wärmerückgewinnung aus dem Brauchwasser sowie
  • Tageslichtsteuerung zur Begrenzung der Beleuchtungsenergie.

Geprüft werden soll zudem die Wasserreinigung durch das Salzelektrolyseverfahren.4. Machbarkeitsstudie zur Vorbereitung konkreter Planungen

Die Antragsteller gehen davon aus, dass die Machbarkeitsstudie von der Verwaltung selbst erarbeitet werden kann. Aufträge an sachverständige Dritte sollen aus Kostengründen nur dann vergeben werden, wenn weder die Verwaltung noch die Beteiligten am Planungsprozess über entsprechende Informationen und Kenntnisse verfügen.

Vereine, Schulen, weitere Nutzergruppen und die Öffentlichkeit sollen an der Erarbeitung der Studie in geeigneter Weise beteiligt werden. Erwartet werden Vorschläge für das

  • Nutzungs- und Raumprogramm für das neue Bad,
  • Gebäude- und Technikkonzept sowie für das
  • Betriebskonzept.

Erwartet werden auch Lösungsvorschläge für die verkehrliche Erschließung, hier insbesondere für Busse (Schülerverkehr) und für den Stellplatznachweis (für Fahrräder und PKW). Die Unterlagen sollen auch geeignet sein, um einen Realisierungswettbewerb für das Südbad vorzubereiten. Darauf aufbauend sind die Kosten und der Folgekosten anzugeben sowie Finanzierungsmodelle vorzulegen.

Ziel ist es, dass der Rat der Stadt noch vor Ende 2010 über einen Errichtungsbeschluss für das neue Südbad entscheiden kann. Darauf aufbauend soll ein Realisierungswettbewerb für ArchitektInnen folgen, um die Gebäudeplanung zu optimieren.

gez. H: Klas
GAL-Fraktion

gez. W. Heuer
SPD-Fraktion

gez. Köhn
Fraktion Die Linke

gez. G. Kersting
Ratsgruppe UWG/ÖDP

gez. M. Langenfeld
Piraten