Kunst und Kultur bestimmen maßgeblich den weltoffenen Charakter unserer Stadt: Sie sind von zentraler Bedeutung für den Zusammenhalt der Gesellschaft, Grundlage für Bildung, selbstbestimmte Lebensentwürfe und gesellschaftliches Verantwortungsgefühl aller hier lebenden Menschen. Kultur ist darüber hinaus angesichts der boomenden Kreativwirtschaft vor Ort auch ein wachsender ökonomischer Faktor. Eine lebendige Kulturszene in der Spitze wie in der Breite ist für uns GRÜNE daher mehr als nur eine nette Zugabe für die Lebensqualität, welche bei Bedarf dem Rotstift zum Opfer fallen kann, sondern eine Zukunftsfrage! Die Politik der schwarz-gelben Rathauskoalition, den Kulturetat als Steinbruch für die Haushaltssanierung zu nutzen und zugleich andere kulturelle Wünsche nach „Leuchttürmen wie die Musikhalle zu beschließen, lehnen wir daher ab.Der Schwerpunkt grüner Kulturpolitik in Zeiten knapper öffentlicher Kassen liegt in einem ausgewogenen Verhältnis einer vielfältigen kulturellen Infrastruktur wie Musikschulen, Büchereien, freie Szene, Stadtteilkultur, Angebote von und für EinwanderInnen, Bürgerradio u. v. a. m. sowie der Spitzenkultur auf internationalem Niveau. Unser Ziel ist es, allen Menschen bezahlbare kulturelle Teilhabe und die eigene künstlerische Entfaltung zu ermöglichen!Kreative Stadt MünsterMünster ist eine kulturbegeisterte Stadt! Dies haben seine Bürgerinnen und Bürger zum Beispiel eindrucksvoll bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2010 bewiesen – welche übrigens auf eine grüne Initiative zurückging. Zwar wurde das große Ziel knapp verfehlt, doch bereits die gemeinsame Anstrengung war ein deutliches Bekenntnis zur Kultur. Und wenn im nächsten Jahr zehntausende Besucherinnen und Besucher nach Essen und in die Region strömen, wollen wir dazu beitragen, dass auch Münster von diesem Großereignis profitiert.Auch der Bürgerentscheid zur Musikhalle im Frühjahr 2008 belegte das große hiesige Interesse an der Kultur. Denn ein schwieriges kulturpolitisches Thema elektrisierte die ganze Stadt! Wir teilen die Meinung von BürgerInnen und Bürgerinitiative, dass die Errichtung eines vermeintlichen „Leuchtturms zu Lasten und auf Kosten der kulturellen Infrastruktur, durch drastische Kürzungen z.B. bei Stadtbücherei, Musikschulen, VHS und Stadtarchiv, eine falsche kulturpolitische Weichenstellung gewesen wäre.Überhaupt liegen aus grüner Sicht die Zukunftschancen für die Kulturstadt Münsters auf einem ganz anderen Feld: Münster gleicht einem künstlerischen Forschungslabor, in dem vor allem (natürlich nicht nur) die aktuellen Tendenzen junger Kunst zu bestaunen sind. In der Kunstakademie, der Musikhochschule, den Literaturseminaren aller Zungen, der FH für Grafik und Design, dem theaterpädagogischen Institut usw. usf. beschäftigen sich junge Menschen im Rahmen ihrer Ausbildung professionell mit Kultur- und Kunstproduktion. Das führt fast zwangsläufig dazu, dass nicht wenige von ihnen sich selbst in diesem Metier versuchen. Das Ergebnis dieser Bemühungen bildet ein buntes Kaleidoskop an kreativen, bizarren und nicht selten radikalen ästhetischen Grenzgängen in und quer durch die verschiedenen Kunstsparten. Eine systematische Förderstruktur sollte dafür sorgen, dass den Talentiertesten professionelle Arbeitsbedingungen und damit Entwicklungschancen offen stehen.Zukunftsfrage KulturOb es der Kommunalpolitik gelingt, das überdurchschnittliche Potenzial Münsters an Kultur-Schaffenden zu fördern und zu nutzen, ist eine der Schlüsselfragen zur Zukunftsfähigkeit der Stadt in der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts!Es geht dabei zum einen um das Ziel, die Entwicklungschancen der Kreativwirtschaft für Münster zu nutzen, wie dies bspw. am Hafen zu beobachten ist. Dort leben mittlerweile sehr viele Menschen von und für die Kultur, und geben sich in einer spannenden Mischung gegenseitig Impulse: SchauspielerInnen, ArchitektInnen, bildende KünstlerInnen, VerlagsmitarbeiterInnen, GastronomInnen, MusikerInnen etc. Ebenso spielt eine lebendige Kulturszene eine wichtige Rolle im Wettbewerb der Städte – insbesondere der Universitätsstädte – um Aufmerksamkeit, EinwohnerInnen und Investitionen.Nicht minder wichtig für die Stadtgesellschaft ist es, die positiven individuellen Effekte kultureller Betätigung zur größtmöglichen Entfaltung zu bringen. Kunst und Kultur zu erleben und sich selber daran zu versuchen, ist sinn- und identitätstiftend, bildet und macht stark.Kunst und Kultur möglich machenGRÜNE Kulturpolitik verfolgt das Ziel, die finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen, in denen sich die Kulturschaffenden frei entfalten können, systematisch weiter zu entwickeln. Wir wollen einen „kreativen Nährboden ermöglichen, aus dem bei Talent und Phantasie der AkteurInnen Spitzenleistungen erwachsen können. Dazu braucht es ein abgestimmtes Förderinstrumentarium, welches einerseits das Erproben von Kreativität und die sinnliche Erfahrung von Kunst für jedermann und jedefrau ermöglicht. Genauso wichtig ist uns andererseits, die logistischen und finanziellen Voraussetzungen für halbprofessionelle und professionelle Kunstproduktion zu sichern – Voraussetzungen, die je nach Genre unterschiedlich sind. Ein solches Fördersystem muss flexibel, transparent und auch mutig sein.Münster braucht auch die Präsentation von internationaler Spitzenkunst. Angebote wie die Skulpturenprojekte, Picasso- und Landesmuseum, Lyrikertreffen, Jazz-Festival, Pumpenhaus, Filmfestival u. a. sind quasi das „Doping für das kommunale Kulturleben. Schließlich kann sich eine lokale Kunstszene qualitativ nur entfalten, wenn ihr Begegnungen mit internationalen KunstakteurInnen und Kunstproduktionen ermöglicht werden und sie sich dabei an höchsten Standards messen kann.In den letzten Jahren befand sich die Kultur in Münster in einem fortwährenden Rückzugsgefecht. CDU und FDP hatten im Spargutachten von Rödl & Partner die Kultur nur als zweitrangig für die Zukunftsfähigkeit der Stadt einstufen lassen. Dementsprechend fiel der Rundumschlag bei der kulturellen Grundversorgung aus. Hervorgehoben sei an dieser Stelle der bewundernswerte Einsatz vieler BürgerInnen, die mit die Schließung „ihrer Kultureinrichtung verhindert haben: Stadtteilbüchereien, Bürgerfunk etc. Für GRÜNE ist jedoch klar, dass Ehrenamtlichkeit endlich ist. Damit Ehrenamtlichkeit funktioniert, bedarf es zudem ausreichender professioneller Unterstützung. Wir wollen, dass das konzeptlose Sparen der Rathauskoalition beendet wird. Den Anteil des Kulturetats am Gesamthaushalt wollen wir mindestens beibehalten. Die kommunalen Kulturinstitute brauchen wieder verlässliche Perspektiven, um sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren zu können.

  • GRÜNE verteidigen eine vielfältige kulturelle Infrastruktur, die allen MünsteranerInnen die bezahlbare aktive und passive Teilnahme am kulturellen Leben ermöglicht.
  • Wir setzen uns für die Sicherung und die Bereitstellung kreativer Freiräume ein: Proberäume, Ateliers, soziokulturelle Zentren etc. So wird z. B. das erfolgreiche Selbstverwaltungsmodell am Hawerkamp weiterhin von uns unterstützt. Die Forderung von Vereinen wie ask e.V. nach Einrichtung eines selbstverwalteten, sozialen Zentrums wird von uns begrüßt.
  • Wir wollen interkulturelle Begegnungen, Austausche und Angebote in Musik, Tanz, bildenden Künsten und Literatur stärken. Davon profitieren alle MünsteranerInnen, eingewanderte wie schon immer hier lebende Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
  • Wir wollen die Kooperation zwischen Stadt und Universität im Kulturbereich ausbauen.
  • Modellprojekte wie die Singende Grundschule, Streicherklassen u. a. unterstützen wir ausdrücklich. Die Vernetzung von Kunst und Schule ist uns ein besonderes Anliegen.
  • Die Ausarbeitung eines Stadtteilkulturkonzeptes halten wir für dringlich. Kulturelle Teilhabe darf nicht auf die mobilen Gruppen der Bevölkerung, die problemlos die Innenstadt erreichen, begrenzt blei
    ben. Sollte der Bücherbus in den nächsten Jahren das Zeitliche segnen, muss dieser ersetzt werden.
  • GRÜNE glauben, dass sich die kulturinteressierte Bürgerschaft nach der polarisierenden Auseinandersetzung um die Musikhalle wieder über neue, gemeinsame Ziele für die Stadtkultur verständigen muss. Dazu bieten wir ausdrücklich allen Interessierten die Zusammenarbeit an!