„Heimwerker-Sprüche, sonst nix“, meint der grüne Ratsherr und baupolitische Sprecher der GAL-Fraktion, Gerhard Joksch, über die kritischen Äußerungen eines namentlich nicht genannten „Bauexperten“ zur Passivhausbauweise. Diese besonders Energie sparende Bauweise ist in Münster nicht neu, denn bereits 2005 hat die Stadt den ersten Kindergarten in Passivbauweise errichtet. „Mit wirtschaftlichem Erfolg und mit durchaus zufriedenen Nutzern“, wie Joksch berichtet.
Die jetzige Kritik an der Bauweise ist auch nach Meinung von Bernd Leuters, Bauingenieur und sachkundiger Bürger für die Grünen im Bauausschuss, nicht mehr aktuell: „Die Stadt Bielefeld baut beispielsweise zurzeit acht Passivhaus-Kindergärten am Stück und bestimmt nicht, weil sie teurer sind als ‚normale’ Kindergärten“, berichtet Leuters.
Auch fachlich hält Leuters die Kritik für überholt: „K-Werte sind schon lange passé, heute richtet sich die Wärmedämmung an den U-Werten aus, die die Dämmeigenschaften von einzelnen Bauteilen beschreiben“. Leuters weist zudem auf die EU-Gebäuderichtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden von 2010 hin, die es den Bauschaffenden überlässt, wie sie ein energiesparendes Gebäude erstellen. Vorgegeben sei lediglich eine klare Zielmarke, die, wie Leuters betont, „ab 2018 für alle öffentlichen Gebäude in der EU gilt und über den heutigen Passivhausstandard noch hinausgeht“.
Auch die Kritik an der Luftdichtigkeit weist Leuters zurück: „Luftdichtheit für Gebäude ist seit 20 Jahren vorgeschrieben, um Schäden von Gebäuden abzuhalten und um Energie zu sparen“. Neu sei lediglich, dass immer mehr Wert auf eine gute Luftqualität insbesondere in Kindertagesstätten und Schulen gelegt wird. „Diese gute Luftqualität lässt sich nur mit kontrollierter Lüftung realisieren, egal ob mit oder ohne Fensterlüftung.“
Als naiv empfinden die Grünen die Behauptung des „Bauexperten“, er könne die KITA am Inselbogen statt für 1,2 Mio. € für 800.000 € bauen, wenn auf die aufwendige Dämmung verzichtet würde. „Ein langlebiges Gebäude wie zum Beispiel eine Kita produziert im Laufe ihres Lebens 3 – 4 Mal so viele Folgekosten wie Baukosten, davon sind ein großer Teil Energiekosten. Einsparungen bei den Folgekosten sind deshalb ungleich wichtiger als Einsparungen beim Bau“, erläutert Leuters. Der Mehraufwand für die Passivbauweise amortisiere sich, wie Untersuchungen an gebauten Beispielen nachweisen, schon lange bevor das Gebäude seine Lebensdauer erreicht hat. „Bei weiterhin steigenden Energiekosten wird die Bilanz bereits nach 10 Jahren positiv“, fügt Leuters hinzu.
Die Grünen verteidigen deshalb auch die 2011 beschlossenen Gebäuderichtlinien der Stadt Münster, nach denen die Energie sparende Bauweise für alle städtischen Neubauten und für die Sanierung bestehender Gebäude vorgeschrieben ist. „Die Münsteraner Gebäudeleitlinien sind kein Selbstzweck, sondern lediglich Anpassung an EU-Recht. Außerdem verlangt Münster von seinen eigenen Gebäuden nicht mehr als die wachsende Zahl privater Bauherren, für die die Passivbauweise den normalen Standard darstellt“, betont Joksch.