Die Bezirksvertretung (BV) Mitte hat am Dienstag mit großer Mehrheit entschieden, mehrere Straßen in ihrem Stadtbezirk umzubenennen. Voran gegangen war eine langjährige Debatte, in der sowohl Historiker*innen als auch Anwohnende zu Wort kamen.
Zu der Entscheidung der BV erklärt Tilman Fuchs, Grüner Oberbürgermeisterkandidat:
„Es ist richtig und wichtig, dass die BV den Prozess zu Straßennamen jetzt zu Ende geführt hat. Es ist ebenso richtig, dass dabei einige Straßen umbenannt werden – und andere nicht.
Um es ganz klar zu sagen: Wenn Straßen nach Personen benannt werden, dann stellt das eine Ehrung dieser Person da. Ich bin froh, dass es in Münsters Mitte deutliche politische Mehrheiten dafür gibt, künftig keine Kriegsverbrecher mehr zu ehren und keine historischen Schlachten mehr zu würdigen, die aus nur einem Grund vor fast 100 Jahren von der verbrecherischen Nazi-Diktatur auf Straßenschildern geschrieben wurden: Weil die Nationalsozialisten damit einen Opfermythos bedienten, der Menschen zu Militarismus, Nationalismus und letztlich einem verbrecherischen Angriffskrieg anstacheln sollte.
Es ist verständlich, dass sich einige der Anwohnenden über Umbenennungen ärgern. Bei Ehrungen im öffentlichen Raum geht es aber immer auch um das Bild, das unsere gesamte Stadt nach außen abgibt. Ich finde es beschämend, dass die entsprechenden Straßen in fast allen anderen deutschen Städten bereits umbenannt worden sind. Dass ausgerechnet die weltoffene Friedensstadt Münster hier nach dem Willen des CDU-Oberbürgermeisters an kriegsverherrlichenden Benennungen der NS-Diktatur festhalten sollte, ist mir absolut unverständlich. Ich fordere insbesondere die heimische CDU und deren OB-Kandidaten auf, diese Positionierung zu überdenken. Der Rat hat im vergangenen Jahr mit den Stimmen aller Fraktionen einen guten Kompromiss zu Straßennamen beschlossen – in diesem Geist sollten wir das Thema unter Demokrat*innen auch künftig rational behandeln.”