Zusammen mit Schahina Gambir, Obfrau der Grünen Bundestagsfraktion in der Enquete-Kommission “Lehren aus Afghanistan” und Winfried Nachtwei, ehemaliger Grüner Bundestagsabgeordneter und Afghanistan-Experte, haben die Grünen Münster am Dienstag über das Scheitern des 20-jährigen Afghanistan-Einsatzes und die aktuelle Lage im Land diskutiert. 

Nach einem einführenden Grußwort der Grünen Bundestagsabgeordneten Maria Klein-Schmeink, diskutierten Gambir und Nachtwei unter Moderation von Vorstandsmitglied Ali Saker über erste Lehren aus dem gescheiterten Einsatz. So berichtete der ehemalige Abgeordnete Nachtwei, dass der Einsatz in Afghanistan vor dem Hintergrund des Angriffs auf das World Trade Center im September 2001 die einzig mögliche Entscheidung war und vor welche Zerreißprobe diese Entscheidung die damaligen Grünen stellte. Als einen Hauptgrund für das Scheitern führte Nachtwei bei der Diskussion die fehlenden Kenntnisse von Regierung und Parlament bezüglich der kulturellen und sozialen Bedingungen in Afghanistan an. Darüber hinaus kritisierte er den Fokus auf den militärischen Einsatz und damit einhergehende Vernachlässigung der diplomatischen und entwicklungspolitischen Bemühungen. 

Gambir ging in ihren Beiträgen vor allem auf die Folgen des Scheiterns für die Bevölkerung in Afghanistan ein. Sie beschrieb den Umgang mit den Ortskräften der Bundeswehr als realitätsfremd und verantwortunglos. Laut Gambir würde die Gefahrenlage vor Ort viel zu wenig berücksichtigt. Zudem kritisierte sie, dass die Kriterien zur Aufnahme von Ortskräften intransparent und willkürlich seien. Insgesamt konstatierte sie selbstkritisch, dass die Bundesregierung ihren eigenen Ansprüchen zur Unterstützung der Ortskräfte aus dem Koalitionsvertrag nicht ausreichend gerecht werde.

Zuletzt ging es in dem Gespräch auch um eine zukünftige Perspektive für Afghanistan. Hier äußerten sich Nachtwei und Gambir  besorgt um die Lage von Frauen und Mädchen, die aufgrund der systematischen Unterdrückung durch die Taliban aus dem öffentlichen Leben verbannt seien. Zudem waren sich beide insgesamt einig, dass es wichtig sei, weiterhin der Verantwortung für das Land gerecht zu werden. Humanitäre Hilfe müsse weiterhin bereitgestellt werden und jegliche Fortschritte im Umgang mit den Taliban müssten an die erhebliche Verbesserung der Menschenrechtslage geknüpft werden.