Die GRÜNEN in Münster freuen sich über den Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland, der am 15. April 2023 vollzogen wurde. Erst im August 2022 beteuerten die GRÜNEN nochmal auf einer Mitgliederversammlung ihre Ablehnung, „da die Atomkraft keinen substantiellen Beitrag zur Lösung der aktuellen Energiekrise leisten, hohe Kosten verursachen und unkalkulierbare Risiken bergen“. Stattdessen gelte es, die Versorgungssicherheit und die Energie-Unabhängigkeit durch den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien auszubauen, so dass schnellstmöglich 100 Prozent des deutschen Energiebedarfs mit sauberen und regenerativen Technologien gedeckt werden und möglichst wenig klimaschädliche Kohlekraft eingesetzt werden müsse.

Jörg Rostek, Co-Sprecher der GRÜNEN in Münster, betont: „Atomkraft ist gefährlich, schmutzig und teuer. Wir feiern im Stillen den Ausstieg, bleiben aber wachsam und konzentriert und werden uns weiter mit dem Thema befassen.“

Maria Klein-Schmeink, direkt gewählte Bundestagsabgeordnete aus Münster, kommentiert den Atomausstieg so: „Ich bin sehr froh, dass nun der Ausstieg vollzogen ist. Die Atomenergie bringt uns keine Versorgungssicherheit, ist selbst eine risikoreiche Technologie und produziert nuklearen Müll für dessen Entsorgung noch immer kein Standort gefunden ist. Auch das Münsterland gehört zu den möglichen Standortsuchgebieten. Umso mehr sollten alle daran Interesse haben dass kein weiterer Müll produziert wird. Die Zukunft sind die Erneuerbaren, da sie preiswert sind und uns nicht von anderen Ländern abhängig machen.“

 

Veranstaltung angepeilt

Um die Jahrzehnte des politischen Einsatzes gegen die Atomkraft Revue passieren zu lassen, werden die GRÜNEN demnächst für ihre Mitglieder und Interessierte eine Veranstaltung zum Thema „Anti-Akw-Bewegung und die GRÜNEN in Münster: Erinnerungen und Lehren für kommende Aufgaben“ ausrichten. Ziel der Veranstaltung ist es, Erfahrungen aus dem erfolgreichen Kampf gegen Atomenergie zu sammeln und für kommende Aufgaben mitzunehmen.

Hintergrundinformationen
Die Nuklearkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima erinnern uns: Atomkraft ist und bleibt eine unbeherrschbare Hochrisikotechnologie.
1. Atomkraft lieferte nur noch wenig Strom: Nur 6 Prozent steuerten die drei verbliebenen AKW zur Stromerzeugung bei. Den deutschen Energiebedarf deckten sie sogar nur um 1,2 Prozent und waren deshalb kaum als Erdgasersatz geeignet. Selbst AKW-Betreiberunternehmen sahen längere Laufzeiten skeptisch.
2. Der Weiterbetrieb wäre gefährlich gewesen: Die letzte große Überprüfung der Anlagen fand 2009 nach veralteten Regeln statt (Quelle: Schulze, Tobias: Zu den richtigen Prinzipien stehen, in taz vom 6./7. 08.2022). Bei den drei abzuschaltenden Atomkraftwerken wurde die „Periodische Sicherheitsüberprüfung“ (PSÜ) ausgesetzt, die 2019 hätte stattfinden sollen. Das Beispiel Frankreich zeigt: Diese Prüfung ist äußerst wichtig. Dort wurde durch eine PSÜ jüngst eine Korrosion in einem Rohrsystem gefunden, die sonst verborgen geblieben wäre. Ein Bruch in diesem System hätte zu einem Kühlmittelverlust und somit zu einer Kernschmelze führen können. Deshalb stehen aktuell 30 der 56 französischen Atomkraftwerke still (Quelle: König, Wolfram: Die wahren Risiken einer Laufzeitverlängerung, in FAS vom 31.07.2022). Auch die Atomkraftwerke in der Ukraine, die russischem Beschuss ausgesetzt waren und wieder sein könnten, zeigen genauso wie die die Abschaltung französischer Atomkraftwerke wegen der klimakrisenbedingten Hitzewelle erneut, dass Atomkraftwerke höchst krisenanfällig und deshalb ein Hochsicherheitsrisiko sind.
3. Der Weiterbetrieb wäre schmutzig gewesen:Atomkraft ist eine der umweltschädlichsten Energiequellen der Menschheitsgeschichte. Vor allem in Brasilien, Kasachstan und Namibia hat der Uranabbau zu Vertreibungen indigener Völker, Brandrodungen, Grundwasserkontaminationen, zum Verlust der Biodiversität oder der Hebung von
Grubenwasser samt der Verunreinigung mit Schwermetallen geführt. „Nicht nur beim Betrieb des Tagebaus werden große Mengen an Diesel verbraucht, energieintensiv sind auch die Transporte des nuklearen Materials rund um den Globus und die Herstellung der Brennelemente, die wiederum zu den Kernkraftwerken und später zum Zwischenlager oder den Anlagen zur Wiederaufarbeitung transportiert werden müssen.“ (Quelle: Achim Brunnengräber,Albert Denk und Lucas Schwarz: Renaissance der Atomkraft Abschalten, jetzt erst recht!, in: Spiegel online vom 07.08.2022)
4. Atomkraft ist teuer: Atomstrom ist vier Mal so teuer wie Strom aus Wind und Solar. Eine MWh Atomstrom kostet 148 €, während eine MWh aus Wind- und Solarstrom hingegen nur 37 € kostet. Für jeden investierten Euro erhält man also vier Mal so viel Strom aus Erneuerbaren wie aus Atomenergie. Rückbau, Zwischenlagerung und die noch ungeklärte Endlagersuche werden zukünftige Generationen schon jetzt enorm belasten und hohe Kosten verursachen. Im Falle eines Weiterbetriebs der deutschen Atomkraftwerke wären die zusätzlichen gesamtgesellschaftlichen Kosten, wenn man in der Risiko- und Kostenabschätzung die Entsorgung radioaktiver Abfälle miteinbezieht, noch erheblicher gewesen. Schon heute haben die über 60 Jahre friedliche Nutzung der Atomenergien 1.900 Behälter verstrahlten Abfalls hinterlassen, die in 16 über die Bundesrepublik verteilten Orten lagern und für die immer noch kein Endlager gefunden worden ist und ein enormes Risikopotential haben.