„Was hilft gegen den Hass? Wann sind Parteien Teil des Problems?“ Um über diese Fragen zu diskutieren, haben die Grünen Münster den ZEIT-Redakteur und Autor Bastian Berbner nach Münster eingeladen. Im gut gefüllten Floyd Coffee am Domplatz stellte Berbner sein aktuelles Buch „180 Grad. Geschichten gegen den Hass“ vor. Darin geht er der Frage nach, wie der gesellschaftlichen Spaltung entgegengewirkt werden kann.

In seinem Vortrag berichtete Berbner von Menschen, die einander trotz starker Vorurteile kennen und schätzen gelernt haben: ein deutsches Ehepaar und eine Roma-Familie, ein Neonazi und ein Linksextremer, ein Homophober und ein Homosexueller. Sie alle haben ihre Einstellungen geändert. Je mehr solcher Geschichten Berbner recherchierte, desto öfter fragte er sich: Sind das außergewöhnliche Einzelfälle, oder steckt etwas anderes dahinter? Er fand heraus, dass in der Sozialpsychologie seit Jahrzehnten in vielen Studien bestätigt worden ist: Kontakt baut Vorurteile ab. Wenn man sich kennenlernt, fällt es schwerer, einander zu hassen.
Eine weitere Erkenntnis der Sozialpsychologie: In Gruppen halten wir Menschen nach innen zusammen und werden aggressiv nach außen. Die Parteiendemokratie hat viele Vorteile, betonte Berbner, aber wenn es um die Spaltung der Gesellschaft geht, sind Parteien Teil des Problems. Viele Beiträge in der Diskussion gingen darauf ein, wie sich Kontakte und Empathie über Parteiengrenzen hinweg ermöglichen lassen. Auf Demonstrationen „Ganz Münster hasst die AfD“ zu skandieren, müsste sich von selbst verbieten, so ein Teilnehmer: Hass sei auf allen Seiten unangebracht. Berbner stellte ein Beispiel aus den USA vor, wo Anhänger der Demokraten und der Republikaner einander im Alltag kaum noch begegnen und auf beiden Seiten die Feindseligkeit zugenommen hat. Dort haben junge Mitglieder beider Parteien gemeinsame Abendessen organisiert, um wieder miteinander ins Gespräch zu kommen – eine einfache Maßnahme, die für die Beteiligten ein großer Schritt war.
Am Ende seines Vortrags stellte Berbner das Beispiel der Bürgerversammlung in Irland vor: 100 zufällig ausgewählte Menschen, die für die irische Gesellschaft repräsentativ waren, waren dazu eingeladen, umstrittene politische Fragen zu diskutieren und dem Parlament Empfehlungen zu unterbreiten. Die Ergebnisse fanden breite Akzeptanz und führten zu Verfassungsänderungen, die in Referenden mit großer Mehrheit befürwortet wurden. „Daraus können wir auch für die Kommunalpolitik etwas lernen“, sagte Sonja Völker, Mitglied im Kreisvorstand der Grünen, die durch den Abend führte.