Wie in den politischen Parteien, so gibt es auch unter den Anwohnern der Hittorfstraße unterschiedliche Ansichten, wie die Verteilung von knappem öffentlichen Raum zu lösen sei. Petra Dieckmann, Anwohnerin, grüne Ratsfrau und Wahlkreiskandidatin für den Bezirk Schloss, ist froh, dass die schon lange als Fahrradstraße ausgewiesene Hittorfstraße endlich auch als solche eindeutig zu erkennen ist und sicherer wird.  „Die bisherige Fahrbahnbreite ist für Radfahrer*innen nur sicher, wenn gleichzeitig kein Auto fährt“, weiß sie seit langem aus eigener Erfahrung. „Auch als Autofahrerin habe ich wegen der parkenden Autos oft Angst, bei der Ausfahrt aus meiner Garage einen Radfahrer zu übersehen. Und einen Unfall mit einer Radfahrerin durch eine sich öffnende Autotür habe ich selbst schon erlebt“. Diese Art von Zusammenstoß ist auch laut der neuesten Studie der Unfallforschung der Versicherer eine Hauptursache für Fahrradunfälle.
„Wir Hittorfstraßenbewohner wohnen stadtnah, haben sehr gute Busverbindungen und viel privates und öffentliches Grün in der Umgebung. In dieser privilegierten Situation sollten wir in der Lage sein, gemeinsam zum Klimaschutz und zur Verkehrssicherheit in unserer Stadt beizutragen“. Viele Anwohner haben eigene Garagen oder Stellplätze. Deren Benutzung wird leichter, wenn durch einseitiges Parken und die Kennzeichnung von Parkplätzen am Straßenrand auch die Ein- und Ausfahrt gesichert ist. Ein weiterer Schritt ist die Einrichtung von Anwohnerparkzonen. „Dafür setze ich mich ein – auch für andere Fahrradstraßen und in einem rechtzeitigen Dialog mit den Anwohner*innen“. Über die Vorschläge von SPD und CDU kann Petra Dieckmann sich nur wundern. Der SPD-Vorschlag nach Parkplätzen auf beiden Bürgersteigen zwischen den Bäumen ginge zu Lasten eines ohnehin beidseitig nicht sehr breiten Fußweges. Wie verträgt sich das mit einer SPD als Anwältin der Schwachen, beispielsweise der Bewohner*innen der Pflege-Wohngemeinschaft Villa Hittorf oder der Kinder in der Straße und im Kindergarten? Und wie mit den Klimazielen auf den Plakaten ihres OB-Kandidaten? Und warum will die SPD zwar die Anwohner*innen, nicht aber die Radstraßennutzer befragen?
Der Vorschlag von Walter von Göwels von der CDU ist ausgleichend gemeint, aber unrealistisch. Im vorderen Teil ist die Hittorfstraße gerade mal 7 m breit. Dies reicht nicht für 4 m Radweg, je 0,5 m Abstand auf beiden Seiten und zweimal 2 m breite Parkstreifen. Auch der Vorschlag von OB Lewe, der ebenso wie die CDU der Radwegevorlage zugestimmt und die Umsetzung zu verantworten hat, ist wenig hilfreich. Eine Einbahnstraße würde bestenfalls den ohnehin geringen Durchgangsverkehr mindern. Wenn Auto fahrende Anwohner künftig aber in eine Richtung den längeren Weg nehmen müssen, entsteht mehr statt weniger Autoverkehr.
Ob zusätzlich zum Anwohnerparken weitere Maßnahmen wie die Nutzung der nahegelegenen Parkhäuser notwendig sind, beispielsweise für die zahlreichen Stadtbesucher mit auswärtigen Kennzeichen, wird sich bis zum Oktober zeigen, wenn das einseitige Parkverbot auch mit Bußgeldern belegt wird. „Als Ärztin hoffe ich, dass möglichst viele den Gesundheitsaspekt von sicheren Fuß- und Radwegen schätzen“ hofft Dr. Petra Dieckmann. Wie schön und gesellig die Hittorfstraße ist, beweist sie am besten im Spätsommer, wenn im hinteren Teil alle Autos dem gemeinsam organisierten Hittorfstraßenfest weichen. Künftig ist auch der rote Teppich dafür schon vorhanden.