Häusliche Gewalt oder Partnerschaftsgewalt trifft auch immer die miterlebenden Kinder. Darauf macht Jutta Möllers, Grüne Ratsfrau anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen aufmerksam. Das erzwungene Aufwachsen in einem Klima der Gewalt und Demütigung kann zu erheblichen Beeinträchtigungen der emotionalen, kognitiven und sozialen Entwicklung der Kinder führen und auch großen Einfluss auf ihre eigene spätere Beziehungsgestaltung haben. Eine sehr gefährliche Phase für Kinder und Jugendliche entsteht bspw. während der Trennung und Scheidung der Eltern, wenn die Gewalt eskaliert, um etwa die Trennung zu verhindern oder Umgangs- bzw. Sorgerechte durchzusetzen.
Schutz und Hilfe für die betroffenen Mütter und ihre Kinder müssen in verbindlicher Kooperation von Jugendhilfe und Frauenhilfeinfrastruktur, aber auch Gesundheitswesen, Strafverfolgung und Familiengericht sichergestellt werden.
Häufig sind die betroffenen Kinder mit ihrer Familie isoliert: Die Kinder dürfen niemanden etwas sagen, sich keine Hilfe holen und keine Hilfe annehmen. Kinder und Jugendliche, die häusliche Gewalt miterlebt haben, brauchen daher ein eigenständiges, niedrigschwelliges Informations- und Beratungsangebot, wo sie mit ihren Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen ernstgenommen werden. Sie brauchen Menschen bzw. Fachkräfte, die sensibel auf mögliche Verhaltensauffälligkeiten als Überlebens- und Bewältigungsstrategien der Kinder reagieren und sie als normale Reaktion auf extreme Stressbelastung anerkennen.
Die Bundesrepublik hat sich mit Ratifizierung der Istanbul Konvention zur Einrichtung von leicht zugänglichen Schutzunterkünften in ausreichender Zahl verpflichtet. Bereits vor acht Jahren beschloss der Europarat die sogenannte Istanbul Konvention. Seit Februar 2018 ist sie geltendes Recht in Deutschland. Danach soll es pro 10.000 Einwohner einen sogenannten Family Place geben. Nach wie vor fehlen 14.600 Plätze. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesrepublik Deutschland ihren Verpflichtungen zum Schutz und Wohl der betroffenen Frauen und Kinder nachkommt, so Möllers abschließend.