„Entweder Herr Lüke kennt sich nicht aus, oder er verschweigt bewusst die Zusammenhänge“, kritisiert GAL-Ratsherr Gerhard Joksch die Äußerungen des Geschäftsführers der CM Immobilien-Entwicklung über Kosten der Energiestandards, die CM bei der Bebauung auf dem Winkhaus-Gelände einhalten soll. Lüke hatte bei der Grundsteinlegung für die 200 Wohnungen auf dem ehemaligen Gewerbegelände behauptet, dass die Forderung der Stadt Münster, beim Wohnungsbau die Grenzwerte der Energieeinsparverordnung – ENEV bei der Wärmedämmung um 30 Prozent zu unterschreiten, die Kosten des Wohnungsbaus weiter unnötig in die Höhe treiben würde. Lüke hatte dabei eine Zahl von 100 € pro Quadratmeter Wohnfläche genannt. Das Lamento der CM-Verantwortlichen stößt bei den Grünen auch deshalb auf Unverständnis, weil die in Münster angewandte 30 Prozent-Regelung ab 2016 zum bundesweiten Standard wird. „Bei Investoren ist das nicht nur bekannt, sondern inzwischen auch weitgehend akzeptiert“, erklärt Bernd Leuters, Bauingenieur und sachkundiger Bürger der GAL im Bau- und Umweltausschuss.
Joksch und Leuters weisen ergänzend darauf hin, dass

  • die Baukosten von Wohngebäuden im Durchschnitt nur rd. 25 Prozent der Gesamtkosten, betrachtet über den Lebenszyklus eines Gebäudes, ausmachen und dass die Folgekosten im langen Nutzungszeitraum der Gebäude dagegen rd. 75 Prozent betragen,
  • dass ein Großteil der Folgekosten auf Energie entfällt, vor allem für Beheizung und Warmwasser und
  • niedrige Energiestandards mit entsprechd hohen Energiekosten deshalb die Gesamtkosten nicht senken, sondern erhöhen.

„100 €/qm Baukosten für bessere Energiestandards lassen die Lebenszykluskosten von Wohngebäuden um nicht einmal 1 Prozent ansteigen, höhere Energiekosten steigern die Lebenszykluskosten dagegen schnell um 10 und mehr Prozent“, erläutert Leuters die finanziellen Zusammenhänge. Dass die Wohngebäude auf dem Winkhaus-Gelände besondere Fenster bekommen müssen, liegt nach Kenntnis der Grünen nicht am Energiestandard, sondern am Verkehrslärm durch die beiden nahegelegenen Bahnlinien.
Kritisch sehen die Grünen vor allem, dass der Verzicht auf Energiestandards die künftigen Nutzer der Wohnungen belastet: „Höhere Energiekosten wegen Standardverzicht bezahlen nur die Mieter und die Wohnungseigentümer, nicht aber die Bauherren. Das hätte Herr Lüke der Ehrlichkeit halber ebenfalls sagen sollen“, moniert Joksch.