„Uns verwundert nicht, dass Eltern das von der FDP ins Spiel gebrachte ‚Kitaplatz-Sharing‘ nicht nutzen. Wir Grünen haben das aus pädagogischen Gründen abgelehnt“, stellt GAL-Ratsfrau Jutta Möllers zum Verwaltungsbericht über die Inanspruchnahme von Platzsharingplätzen fest. Denn gerade den Eltern wissen, wie wichtig Beziehungsqualität, ein hohes Maß an Verlässlichkeit und konstante Bezugspersonen, seien es die Spielkameraden oder die Erzieherinnen. Und gerade das lässt sich bei Aufteilung von Betreuungsplätzen auf zwei oder gar mehr Kinder nicht sicherstellen.
Aus grüner Sicht geht nicht allein um die Schaffung zusätzlicher Plätze, sondern um ein qualitativ gutes Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsangebot. Ziel muss sein, sowohl die Kinder individuell zu fördern als auch die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern zu erreichen. Möllers: „Wir sind nicht gegen kreative und kundenorientierte Lösungen, Voraussetzung ist für uns allerdings, dass ein neu geschaffener Platz gerade für die Kleinsten auch ein guter Platz sein muss. Der Zusammenhang von Quantität und Qualität ist an dieser Stelle unabdingbar. Da fällt das Platz Sharing aus den genannten Gründen heraus.“
Hintergrund:
Empfehlungen der Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit (GAIMH) zur Betreuung und Erziehung von Säuglingen und Kleinkindern in Krippen „Verantwortung für Kinder unter drei Jahren“
Um den vielschichtigen und anstrengenden Aufgaben gerecht zu werden und nicht in kurzer Zeit auszubrennen, brauchen pädagogische Fachkräfte, die kleine Kinder betreuen, grundlegende Kenntnisse in der Entwicklungspsychologie der frühen Kindheit, in frühkindlicher Pädagogik und familienergänzender Betreuung sowie in Gruppenpädagogik und Elternarbeit nach den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Insbesondere Erzieherinnen von Kleinkindern sollten mit der Bindungstheorie soweit vertraut sein, dass sie Bindungsbedürfnisse und Signale nach Hilfe bei der Regulation von Affekten sowie Vermeidungsverhalten von kleinen Kindern erkennen und adäquat darauf reagieren können, sagt der renommierte Bindungsforscher Dr. Karl Heinz Brisch.
Weitere Empfehlungen sind u.a.:
Ein Betreuungsschlüssel von einer Erzieherin auf zwei bis drei Kleinkinder wird als entwicklungsfördernd und nach internationalen Studien und Erkenntnissen als Niveau von hoher Qualität betrachtet.
Die Präsenzzeiten der Kinder und Bezugspersonen sind so zu koordinieren und zu strukturieren, dass die Kinder kontinuierliche Beziehungen mit vertrauten Bezugspersonen und vertrauten anderen Kindern erfahren. Die Aufnahme von Kindern mit großen Unterschieden im zeitlichen Betreuungsumfang ist zu vermeiden.