„Prüfen kann man alles. Das jetzt von der FDP ins Spiel gebrachte ‚Platz-Sharing‘ lehnen wir Grünen allerdings aus fachlichen Gründen ab.“ Mit dieser Feststellung bezieht GAL-Ratsfrau Jutta Möllers, familienpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, zu entsprechenden Vorschlägen der FDP Position. Die Aufteilung von Betreuungsplätzen auf zwei oder gar mehr Kinder führe zu einer erheblichen Verschlechterung der Beziehungsqualität in der Gruppe. Möllers: „Gerade die Kleinsten brauchen ein hohes Maß an Verlässlichkeit und konstante Bezugspersonen: sowohl bei den pädagogischen Fachkräften wie auch bei den Spielkameraden.“
Berücksichtigt werden müsse bei der Bewertung des Vorschlags zudem, dass bereits heute schon viele pädagogische Fachkräfte an der Grenze der Belastbarkeit arbeiteten. Wenn nun ein Kind die Einrichtung nicht jeden Tag besuche, blieben Arbeiten wie Bildungsdokumentationen, Elterngespräche und Entwicklungspläne in vollem Umfang erhalten – schließlich müsse der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Kita erfüllt werden. Die Verdopplung dieser Aufgaben führe nachvollziehbar zu einer weiteren Belastung der Fachkräfte. Möllers: „Das wird – wie die Erfahrung zeigt – zu vermehrten Ausfällen durch Krankheit führen. Platz-Sharing schadet also Kindern wie Fachkräften und liegt damit auch nicht im Interesse der Eltern.“
Man dürfe also nicht nur die Schaffung zusätzlicher Plätze im Blick haben sondern müsse auch deren Qualität im Blick haben. Es gehe also, so Möllers, um ein quantitativ ausreichendes Betreuungsangebot, das qualitativ in der Lage ist, die Kinder individuell zu fördern und auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern zu erreichen.
Zum Hintergrund:
Empfehlungen der Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit (GAIMH) zur Betreuung und Erziehung von Säuglingen und Kleinkindern in Krippen „Verantwortung für Kinder unter drei Jahren“
Um den vielschichtigen und anstrengenden Aufgaben gerecht zu werden und nicht in kurzer Zeit auszubrennen, brauchen pädagogische Fachkräfte, die kleine Kinder betreuen, grundlegende Kenntnisse in der Entwicklungspsychologie der frühen Kindheit, in frühkindlicher Pädagogik und familienergänzender Betreuung sowie in Gruppenpädagogik und Elternarbeit nach den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Insbesondere Erzieherinnen von Kleinkindern sollten mit der Bindungstheorie soweit vertraut sein, dass sie Bindungsbedürfnisse und Signale nach Hilfe bei der Regulation von Affekten sowie Vermeidungsverhalten von kleinen Kindern erkennen und adäquat darauf reagieren können, sagt der renommierte Bindungsforscher Dr. Karl Heinz Brisch.
Weitere Empfehlungen sind u.a.:

  • Ein Betreuungsschlüssel von einer Erzieherin auf zwei bis drei Kleinkinder wird als entwicklungsfördernd und nach internationalen Studien und Erkenntnissen als Niveau von hoher Qualität betrachtet.
  • Die Präsenzzeiten der Kinder und Bezugspersonen sind so zu koordinieren und zu strukturieren, dass die Kinder kontinuierliche Beziehungen mit vertrauten Bezugspersonen und vertrauten anderen Kindern erfahren. Die Aufnahme von Kindern mit großen Unterschieden im zeitlichen Betreuungsumfang ist zu vermeiden.