Sehr geehrte Damen und Herren,
es hat in der heutigen Debatte viele nachdenkliche Töne gegeben. Wir Grünen möchten jedoch deutlich machen: Wir nehmen die demokratische Herausforderung des Bürgerentscheids an und werden für unsere Überzeugung und für die Beibehaltung des Schlossplatzes werben.
Die Neubenennung des Platzes in „Hindenburgplatz“ stellt trotz anderslautender Darstellungen natürlich eine Ehrung des ehemaligen Reichspräsidenten dar. Eines Staatsmannes, der eben nicht „als Person ein paar Fehler“ hatte – so ein BI-Sprecher – sondern der der Aufgabe seines Wählerauftrages nicht nachgekommen ist: Nämlich die Weimarer Verfassung zu schützen. Ja, es stimmt: SPD und ADGB riefen zu seiner Wahl auf, weil sie glaubten Schlimmeres verhindern zu können und auch weil sie glaubten, dass Hindenburg Schlimmeres verhindern würde.
So kam es jedoch nicht: In den ersten Wochen der NS-Diktatur wurde erst der Rechtsstaat und dann die Demokratie  abgeschafft. SPD und Gewerkschaften wurden gewaltsam aufgelöst, ihre Mitglieder verfolgt, verhaftet gefoltert.  Auch hier in Münster. Viele starben in Haft. Hindenburg unterstützte dies aktiv. Und auch die Morde vom 30.06. und 1.7.1934 wurden von Hindenburg nicht nur gedeckt, sondern unterstützt. Welche Morde? Die des sog. „Röhm-Putsches“, der Begriff zeigt, dass sich zumindest sprachlich die NS-Diktion bis heute gehalten hat und letztlich verschleiert, dass es sich um kaltblütigen staatlichen Mord handelte.

Die Befürworter des „Hindenburgplatzes“ kommen, ob sie wollen oder nicht, um eine positive Bezugnahme auf die Person Paul von Hindenburg nicht herum.  Und diese positive Bezugnahme – und dies haben nicht erst neue Forschungsergebnisse belegt – ist falsch. Daher werden wir dafür werben, dass der Schlossplatz Schlossplatz bleibt. Wir nehmen die Herausforderung ausdrücklich an und werben für den Erhalt des Schlossplatzes.
Wem es um eine Erinnerung an den Namen „Hindenburgplatz“ geht, sollte wissen, dass ohnehin eine Hinweistafel am Schlossplatz aufgestellt wird, die über die Geschichte des Platzes informiert. Übrigens: Auch nach 1927, als der Neuplatz in Hindenburgplatz umbenannt wurde, nannten viele, im Übrigen katholische Münsteranerinnen und Münsteraner den Platz weiterhin Neuplatz – weil sie mit dem Namen Hindenburg und der damit verbundenen politischen Aussage  nicht einverstanden waren.
Geschichte wird auch nicht einfach „ausgelöscht“ – dies ist  gar nicht möglich. Geschichte und Erinnerung leben weiter und wirken fort. Jede Generation findet daher zu dem Vergangenen eine eigene Sicht auf die Dinge – dies ist Teil der Selbstvergewisserung und den Zugang zur Geschichte einer jeden Generation. Die Geschichte bleibt die „Lehrerin des Lebens“.
Und das gestern oder vorgestern noch gar nicht so weit weg ist, belegt der Nazi-Aufmarsch vom 3.März in unserer Stadt und die dort skandierten Reden und Parolen der Neo-Nazis.
Die Grünen unterstützen die Bürgerinitiative pro Schlossplatz, wir werben dafür, dass dies bei dem anstehenden Bürgerentscheid auch die Mehrheit der Münsteranerinnen und Münsteraner tut. Also, an die Arbeit!