FAQ zur Wasserversorgung in Münster

Die Trinkwasserversorgung in Münster obliegt den Stadtwerken. Sie haben dafür von der Stadt Konzessionen. Die Aufbereitung von Grund- und Oberflächenwasser zu Trinkwasser beruht auf wasserrechtlichen Erlaubnissen, die den Stadtwerken von der Bezirksregierung Münster erteilt worden sind (s. Wasserversorgungskonzept).

Warum Dipol?

Die von den Stadtwerken betriebenen Wasserwerke sind in die Jahre gekommen. Die Wasseraufbereitung und die Technik müssen nach 30 Jahren Betrieb erneuert werden. Außerdem steigt der Wasserverbrauch der Stadt an. Bedingt durch den Einwohnerzuwachs wird damit gerechnet, dass die Wasserabgabe von zurzeit rd. 17 Mio. cbm auf 20 Mio. cbm wachsen wird. Die Pläne für Dipol wurden ab 2012 entwickelt.

Woher stammt das Münsteraner Trinkwasser bisher?

28 Prozent der Trinkwassermenge kommen aus dem Gelsenwerk in Haltern, 72 Prozent kommen

aus den vier Wasserwerken in MS. Die kleinen Wasserwerke Geist und Kinderhaus produzieren mit 1 Mio. bzw. 0,6 Mio. cbm knapp 9 Prozent des Wassers, die beiden großen Werke Hornheide und Hohe Ward tragen mit 5,5 Mio. bzw. 5,2 Mio. cbm mehr als 63 Prozent zur Versorgung bei.

Da der Kiessandzug als Grundwasserleiter nur eine begrenzte Kapazität aufweist, muss auf Oberflächenwasser zurückgegriffen werden. Das Wasser, das in den Münsteraner Wasserwerken aufbereitet wird, stammt deshalb zu 50 Prozent bis 55 Prozent aus dem Dortmund-Ems-Kanal (DEK) und bislang auch aus der Ems und wird durch Infiltration gewonnen.

Kanalwasser als Trinkwasserquelle ungeeignet?

Die Gewinnung von Trinkwasser aus dem DEK durch Infiltration wird bereits seit langem praktiziert. Heute liegt der Anteil des DEK und der Ems an der Wassergewinnung bereits bei 55 Prozent. Der steigende Trinkwasserbedarf der Stadt zwingt dazu, die Trinkwassergewinnung aus dem DEK noch weiter auszubauen.

Das Kanalwasser hat auch qualitativ keine Nachteile gegenüber Grundwasser. Im Gegenteil, das DEK-Wasser stammt aus dem Oberlauf der Lippe und erfreut sich bester Qualität. Es ist – anders als Fluss- und Grundwasser – auch weitestgehend frei von Rückständen aus der Landwirtschaft und weitestgehend frei von Schadstoffen aus Haushalts- und Industrieabwässern. Um dieses mit dem Wasser aus der Ems verbundene Spurenstoffrisiko zu umgehen, soll zum Zwecke der Infiltration zukünftig ausschließlich auf das qualitativ hochwertige Wasser aus dem DEK zurückgegriffen werden.
Da Anlieger des Kanals Abwässer nicht in den Kanal einleiten dürfen, bestehen auch keine Gefahren der Gewässerverschmutzung.

Grundwasser unersetzbar?

Die Kapazität des Grundwasserleiters wird auch dadurch begrenzt, dass stärkeres Abpumpen den Grundwassertrichter erheblich vergrößern würde. Mit allen schädlichen Folgen für die Vegetation im Umfeld.

Die bislang niedrigen Nitratkonzentrationen im geförderten Grundwasser sind neben der Kooperation zwischen der Landwirtschaft und der Wasserwirtschaft größtenteils der in Münster praktizierten Grundwasseranreicherung geschuldet. Aufgrund der sich daraus ergebenen Durchmischungseffekte im Untergrund werden landseitige Nitrataufkommen im Grundwasser deutlich abgeschwächt. In diesem Zusammenhang stellt das Wasserwerk Kinderhaus ein Problem dar, denn als reines Grundwasserwerk können diese Effekte hier nicht erzielt werden. Da das natürliche Nitratabbauvermögen des Bodens endlich ist, ist im Gewinnungsgebiet Kinderhaus eine Steigerung der Nitratkonzentrationen im Grundwasser auf lange Sicht klar absehbar.
Deshalb ist der DEK als Ressource für die Trinkwassergewinnung wichtiger als das Grundwasser. Seine Bedeutung wird bei steigendem Wasserverbrauch noch zunehmen.

Kanalwasser als Trinkwasserquelle gefährlich?

Verschmutzungen des Wassers durch Schiffshavarien bleiben oberflächlich (Öl, Kraftstoffe sind leichter als Wasser) und auf wenige Tage begrenzt. Die Tonabdichtung der Kanalsohle sorgt zudem dafür, dass Schadstoffe nicht in die Filtrationsschichten eintreten und die Trinkwasseraufbereitung gefährden können. Im Ernstfall kann die Anreicherung mit Kanalwasser – anders als die natürliche Grundwasserbildung – nach einem Unfall gezielt abgestellt werden. Letztmalig musste die Trinkwasseraufbereitung im Werk Hornheide wegen einer Schiffshavarie vor mehr als 40 Jahren unterbrochen werden, seitdem nicht mehr. 

Wasserwerke Geist und Kinderhaus zukunftsfähig?

Die Förderung in den kleinen Wasserwerken Geist und Kinderhaus ist mit 6 Prozent bzw. 3 Prozent sehr gering. Kinderhaus kann nicht und Geist nur geringfügig ausgebaut werden (s. u.). Nur die beiden großen Werke Hornheide und Hohe Ward, die zurzeit rd. 63 Prozent der Versorgung übernehmen, können noch ausgebaut werden. Der Bezug aus Haltern soll nach Möglichkeit nicht weiter erhöht werden, die ortsnahe Versorgung soll Vorrang behalten. 

Wasserwerk Geist weiterbetreiben?

Das Wasserrecht für Geist läuft Ende 2030 aus. Um weiterhin Grundwasser fördern und zu Trinkwasser aufbereiten zu können, müsste ein Antrag auf ein neues Wasserrecht gestellt werden. Es ist damit zu rechnen, dass ein solcher Antrag aufgrund der vielen Altlasten im Umfeld der Zone nur unter erheblichen Auflagen (Altlastensanierung o. ä.) genehmigt würde. Rings um die Entnahmestellen des Wasserwerks Geist befinden sich Altablagerungen, deren Inhalte wasserschädlich sind. Es handelt sich vornehmlich um Bauschutt und Hausmüll, mit dem nach dem 2. Weltkrieg die ausgekiesten Baggerlöcher auf der Geist verfüllt wurden.

Da ein längerer Kontakt des Grundwassers mit den Altlasten zu deren Auswaschung führen kann, hat das Wasserwerk Geist als Grundlage für die Trinkwasseraufbereitung keine dauerhafte Perspektive. Dipol bietet die Chance, aus der dauerhaft nicht zu kontrollierenden Altlastenproblematik auszusteigen. 

Dipol zu teuer?

Die Investitionen für Dipol und die Sanierung liegen bei 24 bzw. 22 Mio. Euro. Die Kosten des Pumpens von Grundwasser aus dem Wasserwerk Geist in den DEK betragen nach heutigen Preisen rd. 100.000 Euro im Jahr (s. Vorlage V/0324/2017). Die laufenden Kosten der Wasserversorgung können durch das Dipol-Konzept um rd. 140.000 Euro p. a. gesenkt werden.

Sanierung ergiebiger als Dipol?

Ein Vergleich der Wasserförderung in Münster heute und in Zukunft zeigt, dass das Ziel, 20 Mio. cbm zur Verfügung zu stellen und den Anteil Wasser aus Haltern nicht weiter zu erhöhen, erreicht werden kann:

Zeitpunkt Geist Kinderhaus Hohe Ward Hornheide Gesamt
heute 1,0 0,6 5,2 5,5 12,3 (+4,8)*
Sanierung 1,5 0,6 5,2 7,9 15,1 (+4,8)*
Dipol 0 0 5,6 9,6 15,2 (+4,8)*

*Wasser aus Haltern

Der Vergleich zeigt zum einen, dass die Entnahme von Grundwasser aus dem Kiessandzug in beiden Alternativen von heute rd. 12 Mio. cbm auf mehr als 15 Mio. cbm gesteigert werden soll. Zum anderen wird deutlich, dass auch mit Weiterbetrieb aller vier Werke keine höhere Eigenversorgung erreicht werden kann als mit Dipol.

Was passiert mit dem Wasser aus Geist?

Wenn die Trinkwasseraufbereitung im Wasserwerk Geist beendet wird, steigt der Grundwasserpegel wieder auf den Zustand vor Beginn der Wasserförderung an, und die trichterförmige Grundwasserabsenkung wird mit der Zeit verschwinden. Die Keller der im Einzugsbereich dieses Trichters stehenden rd. 700 Gebäude würden dann nasse Keller bekommen. Dies ist bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts einmal passiert, als die Pumpen des Wasserwerks Geist stillgelegt werden mussten.

Die Stilllegung des Wasserwerks Kinderhaus wird keine derartigen Folgen auslösen, da lediglich sehr kleinräumige und zudem unbebaute Areale betroffen sind.

Die Stadtwerke sind rechtlich nicht dazu verpflichtet für Schäden aufzukommen, die durch den Wiederanstieg des Grundwasserpegels ausgelöst werden. Der Rat der Stadt wird die Stadtwerke aber dazu verpflichten alles zu tun, um solche Schäden zu vermeiden. Um dies zu gewährleisten muss in Geist auf Dauer und unbefristet weiter gepumpt werden. Aufgrund eines Fachgutachtens rechnen die Stadtwerke mit einer Menge von rd. 500.000 cbm, die jährlich gepumpt werden müssen, um den Wiederanstieg des Grundwassers unter der Kellersohle der Gebäude zu halten. Durch Monitoring soll sichergestellt werden, dass der Wiederanstieg des Grundwasserpegels unterhalb der Kellersohlen bleibt.

Was soll mit dem abgepumpten Grundwasser geschehen?

Betrachtet wurden von den Stadtwerken drei Alternativen:

  • Pumpen in das Wasserwerk Hohe Ward und Nutzung zur Trinkwasseraufbereitung,
  • Ableitung in den Kleibach oder
  • Pumpen in den DEK zugunsten der Uferfiltration im Wasserwerk Hornheide.

Voraussetzung für die Nutzung des Wassers als Rohwasser für die Trinkwasseraufbereitung im Wasserwerk Hohe Ward wäre, dass das Wasserrecht für Geist verlängert bzw. erneuert wird.

Die Ableitung in den Kleibach könnte zu einer hydraulischen Überlastung des Gewässers führen. 500.000 cbm pro Jahr bedeuten nämlich eine Einleitung von fast 1 cbm pro Minute.

Als nachhaltige Lösung erscheint zurzeit deshalb die Ableitung des Wassers in den DEK und die damit mögliche Wiederentnahme durch Uferfiltration im Wasserwerk Hornheide.

Schließung des Wasserwerks Geist für den Ausbau des Preussen-Stadions?

Die Pläne für Dipol sind wesentlich älter als die Bauleitplanung für das Stadion an der Hammer Straße. Sollte Dipol nicht realisiert werde, müsste der Bebauungsplan für das Stadion in Teilen geändert werden (Verzicht auf bauliche Maßnahmen innerhalb der Wasserschutzzone II). An der Absicht, den Ausbau des Stadions durch Bauleitplanung abzusichern, würde das aber nichts ändern. 

Warum wird in MS so viel Trinkwasser gebraucht?

Maßgeblich für die zu kalkulierende Wassermenge ist die Entwicklung der einwohnerspezifischen Größen (Pro-Kopf-Verbrauch, Einwohner*innenzahl), die Wasserlieferungen an Großabnehmer*innen sowie die Verlust- und Eigenbedarfsmengen der Stadtwerke Münster. Je EW wird ein täglicher Wasserverbrauch von 126 l zugrunde gelegt. Die heutige Abnahme von knapp 16 Mio. cbm entspricht je EW und Tag sogar einer Wassermenge von ca. 145 l. Das ist bundesweit nicht über dem Durchschnitt der Großstädte.

Es gibt Großstädte, in denen die Wasserabnahme je EW unter 100 l liegt. Das liegt aber nicht unbedingt an größerer Sparsamkeit mit Wasser, sondern an anderen Effekten. In Leipzig mit einem Wasserverbrauch von ca. 60 l/EW beispielsweise an den vielen Hausbrunnen, die die Wasserversorgung in den Vororten sicherstellen.

Zu beachten ist, dass der sparsame Umgang mit Trinkwasser nicht zu den Zielen des deutschen Wasserrechts gehört! 

Schließung der Wasserwerke nur um die Betriebsgrundstücke bebauen zu können?

Die Anschlussnutzung von Betriebsgrundstücken der beiden zur Schließung vorgesehenen Wasserwerke ist für das Dipol-Konzept unerheblich. Finanzielle Effekte möglicher Grundstücksverkäufe sind bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung für Dipol nicht betrachtet worden.

Das Betriebsgrundstück des Wasserwerks Kinderhaus liegt im baulichen Außenbereich und innerhalb einer durch die Grünordnung der Stadt geschützten Frischluftschneise. Es scheidet deshalb für die bauliche Nutzung aus. Ob das Betriebsgrundstück des Wasserwerks Geist baulich genutzt werden können, ergibt sich aus dem Bebauungsplan für das Stadion an der Hammer Straße. Eine Wohnnutzung ist nicht vorgesehen.

Das Betriebsgrundstück Vennheideweg liegt ebenfalls im Außenbereich. Ob hier langfristig eine Änderung des Flächennutzungsplanes zugunsten einer baulichen Nutzung möglich ist, bedarf eingehender Prüfung.

Wasserversorgungskonzept

Gem. § 38m 3 LWG NRW müssen Gemeinden ein Wasserversorgungskonzept aufstellen, das die örtliche Trink- und die Löschwasserversorgung sicherstellen soll. Der Rat hat die Verwaltung im Sommer 2017 beauftragt, dieses Konzept zu erarbeiten. Das Konzept liegt dem Rat der Stadt jetzt zur Beratung und Beschlussfassung vor (Vorlage „Wasserversorgungskonzept Münster“ – V/1089/2017). Das von den Stadtwerken erarbeitete Dipol-Konzept ist Bestandteil des Konzeptes. Nach Beschlussfassung durch den Rat wird das Konzept der Bezirksregierung Münster zur Prüfung vorgelegt. Um dieser Prüfung nicht vorzugreifen, hat der Rat der Stadt ebenfalls beschlossen, dass über das Dipol-Konzept als Ganzes erst dann entschieden wird, wenn die Bezirksregierung das Wasserversorgungskonzept der Stadt geprüft hat. Die Bezirksregierung hat eine zeitnahe Prüfung des Konzeptes in Aussicht gestellt.

Die Bezirksregierung hat dem Konzept Anfang April 2018 ohne Einschränkung zugestimmt. Der Rat muss jetzt beschließen, ob das im Wasserversorgungskonzept enthaltene Projekt Dipol so wie von der Bezirksregierung anerkannt umgesetzt werden soll. Die Vorlage der Verwaltung liegt vor. Der Rat wird am 04. Juli 2018 einen abschließenden Beschluss fassen. Danach können die Maßnahmen der Stadtwerke zur Umsetzung des Dipol-Konzeptes vorbereitet und ausgeführt werden.

 

Materialien:

V/0324/2017 „Die Zukunft der Wasserversorgung in Münster – Neustrukturierung der Wasserversorgung (DIPOL)“
Vorlage: https://www.stadt-muenster.de/sessionnet/sessionnetbi/vo0050.php?__kvonr=2004041597&voselect=10524
Beschlossene Fassung: https://www.stadt-muenster.de/sessionnet/sessionnetbi/getfile.php?id=408012&type=do
V/1089/2017 „Wasserversorgungskonzept für die Stadt Münster“
Beschlossene Vorlage: https://www.stadt-muenster.de/sessionnet/sessionnetbi/vo0050.php?__kvonr=2004042627&voselect=10896
V/0318/2018 Neustrukturierung der Wasserversorgung – DIPOL (nach Zustimmung der Bezirksregierung Münster zum Wasserversorgungskonzept vom 05.04.2018)
Vorlage: https://www.stadt-muenster.de/sessionnet/sessionnetbi/vo0050.php?__kvonr=2004043053&voselect=10998
Beschlussfassung im Rat am 04.07.2018