Oktober

Fachkräfte sind Kern einer guten sozialen Infrastruktur und gleichzeitig Kitt unserer Gesellschaft. Trotzdem bleibt der Fachkräftemangel insbesondere in der bezahlten Care-Arbeit – also Sorgearbeit – eines der größten Probleme von Nordrhein-Westfalen. Die Folgen sind bereits jetzt deutlich spürbar. So gibt es bereits Kindertageseinrichtungen, die offene Stellen nicht besetzen können, weil sie keine Bewerber*innen finden. 78 Prozent der Kinder in NRW werden in Gruppen mit nicht kindgerechtem Personalschlüssel, also von zu wenig Kita-Fachkräften, betreut.

Wenn Erzieher*innen, Kranken- und Altenpflegekräfte fehlen, betrifft das nicht nur Kinder und ihre Eltern sowie Pflegebedürftige und ihre Angehörige. Gerade auch die Pflegekräfte und Care-Arbeiter*innen selbst leiden unter der täglichen Mehrbelastung, wenn ihre Einrichtung kein neues Personal findet. Solche prekären und nicht nachhaltigen Arbeitsbedingungen verschärfen den Personalmangel nur noch weiter, weil sie dazu führen, dass sich die verbleibenden Fachkräfte ebenfalls beruflich umorientieren. Im Jahr 2020 stiegen 9.000 Pflegekräfte aus ihrem Beruf aus. Es ist dringend notwendig, jetzt gegenzusteuern, um Care-Berufe wieder attraktiver und erfüllender zu machen. Dabei sind die gesellschaftliche Anerkennung und finanzielle Wertschätzung zwei wesentliche, aber nicht die einzigen Stellschrauben: Neben der personellen Entlastung kann auch die Zuteilung und Art von Arbeit eine große Entlastung darstellen, z.B. können Fachkräfte in Kitas durch Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte entlastet werden und haben dann mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern.

Aber auch Entwicklungsmöglichkeiten in den einzelnen Berufen und eine bessere Möglichkeit zur Mitbestimmung machen Arbeitsplätze interessant und attraktiv. Pflegefachkräfte, die Pflegewissenschaften studiert haben, müssen für ihre Kompetenzen anerkannt werden und ihr Wissen an ihrem Arbeitsplatz anwenden können. Bei der Debatte darum, wie die verschiedenen Gesundheitsberufe auf Augenhöhe miteinander arbeiten können, wird auch die zukünftige Pflegekammer eine Rolle spielen. Sie muss zum Beispiel in Gesetzgebungsverfahren rund um die Pflege angehört werden.

Das Interesse, Care-Arbeit als Berufsfeld auszuwählen, besteht unter Jugendlichen und jungen Menschen. 24 Prozent der Jugendlichen und jungen Menschen in Deutschland können sich eine Arbeit in der Kindertagesbetreuung vorstellen, 21 Prozent in der Pflege. Um die Entscheidung von jungen Menschen für einen Bereich der Care-Arbeit zu erleichtern, sollte die Ausbildung für Care-Arbeit nicht nur kostenfrei, sondern vergütet sein. Darüber hinaus brauchen wir ausreichend Schulplätze, um eine Ausbildung in diesen Berufsfeldern beginnen zu können.

Wenn wir die bezahlte Care-Arbeit in NRW langfristig sichern wollen, brauchen wir eine ganzheitliche Strategie, die kurzfristige und langfristige Maßnahmen umfasst. Aber vor allem muss das Problem jetzt angegangen werden.

Am 7.12. zeigen wir den Film „Die Unbeugsamen“ im cinema. Anschließend möchte ich, Josefine Paul, gerne mit Euch diskutieren: Wie ist die Situation für Frauen in der Politik jetzt? Herzliche Einladung – genauere Infos folgen!

Juni

Am 21. Juni hatte Josefine Paul zu einer digitalen Fachveranstaltung zum Thema „Mädchen* mit Behinderung: Mutig, sichtbar, selbstbestimmt“ eingeladen.

Mädchen* mit Behinderung: Mutig, sichtbar, selbstbestimmt. Unter diesem Motto haben wir am 21. Juni zu einer digitalen Fachveranstaltung eingeladen. Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen und ihre Belange werden in unserer Gesellschaft noch zu wenig wahrgenommen, sei es bei Fragen der Ausbildung und Arbeit, der Freizeitgestaltung oder ihren sexuellen Bedürfnissen. Gemeinsam mit fast 50 Interessierten und Menschen, die in diesen Bereichen tätig sind, haben wir diskutiert, wie die Perspektiven von Mädchen mit Behinderung und die Vielschichtigkeit von Mehrfachdiskriminierung in Politik und Gesellschaft stärker berücksichtigt werden kann.

Dabei ging es unter anderem um die Frage, wie junge Frauen mit Behinderung und Unternehmen besser zusammenfinden können, wie Unterstützungsangebote ausgebaut und bekannter gemacht werden können und wie sich Arbeitsbedingungen verändern müssen, um Frauen mit Behinderungen den Einstieg zu ermöglichen. In einer Studie von Aktion Mensch wird deutlich, dass Frauen mit Behinderung am Arbeitsmarkt benachteiligt sind – nicht nur im Gegensatz zu Frauen ohne Behinderung, sondern auch im Gegenteil zu Männern mit Behinderung. Männer sind in allen Lebenslagen im Durchschnitt bessergestellt als Frauen.

Wir haben auch darüber diskutiert, wie einerseits Angebote niedrigschwellig und nicht stigmatisierend gestaltet und andererseits Krafträume geschaffen werden können, in denen sich Mädchen mit Behinderung untereinander austauschen können. Für eine selbstbestimmte Gestaltung der Freizeit ist es nicht nur wichtig, bauliche Barrieren abzubauen, sondern auch Barrieren im Digitalen und in der Sprache. Junge Frauen mit Behinderung sollten nicht permanent angewiesen sein auf die Unterstützung ihrer Eltern oder anderer.

Dass den Eltern eine zentrale Rolle in Bezug auf die Selbstbestimmung spielen, wird bei Fragen der Sexualität von Menschen mit Behinderung deutlich. Gerade in der Pubertät sollten sie ihre Kindern Freiräume geben, um sich auszuprobieren – sei es bei der Wahl der Klamotten oder beim Entdecken des eigenen Körpers. Aber auch institutionell muss sich einiges verändern, um Mädchen und Frauen mit Behinderung sexuelle Selbstbestimmung zu gewährleisten. In Schulen, Werkstätten und Institutionen bedarf es mehr Präventionsarbeit, um Gewalt vorzubeugen und mehr Aufklärung, um Unwissenheit zu bekämpfen.

Über diese und viele weitere Aspekte haben wir uns ausgetauscht. Wir sind Patrizia Kubanek, die als sexualpädagogische Beraterin für Menschen mit Behinderung tätig ist, und Dagmar Greskamp von Aktion Mensch sehr dankbar für ihre Inputs. Ein großer Dank geht auch an die Moderatorin Elena Doudis!

https://josefine-paul.de/neu/digitale-veranstaltung-maedchen-mit-behinderung-mutig-sichtbar-selbstbestimmt/

Das Institut für Menschenrechte hat im Januar 2018 eine Publikation mit dem Titel „Die Istanbul-Konvention: Neue Impulse für die Bekämpfung geschlechterspezifischer Gewalt“ herausgegeben, in welcher unter anderem auch auf den Schutz und die Beratung von Mädchen und Jungen in Frauenhäusern hingewiesen wird.

Frauenhäuser sind nicht nur ein wichtiger Zufluchtsort für von Gewalt betroffene Frauen, sondern auch für ihre Kinder. Einerseits erleben sie die Gewalt gegen ihre Mutter, andererseits werden sie häufig selbst Opfer. Laut der 2020 veröffentlichten „20. FHK-Bewohner_innenstatistik 2019“ halten sich inzwischen mehr schutzsuchende Kinder in Frauenhäusern auf als Frauen. Im Frauenhaus verarbeiten viele Kinder die unmittelbare Belastung durch die erlebte Gewalt. Daher braucht es dort spezifische am Kind orientierte Angebote, um Gewalterfahrungen bewältigen zu können. Einige Frauenhäuser legen schon einen besonderen Fokus auf die Arbeit mit den Kindern und arbeiten traumasensibel mit ihnen. Wir wollen jedoch die Unterstützungsangebote für Kinder in Frauenhäusern ausweiten. Die Frauenhäuser brauchen daher mehr personelle Ressourcen und Fortbildungsangebote für ihre Mitarbeiterinnen. Außerdem müssen Frauenhäuser, Jugendhilfeeinrichtungen und die Gesundheitshilfe besser zusammenarbeiten. Diese Unterstützung ist besonders notwendig, da sich betroffene traumatisierte Kinder häufig in einem Teufelskreis der Gewalt befinden und oftmals später selbst zu Täter*innen werden.

Unseren Antrag findet Ihr hier: https://gruene-fraktion-nrw.de/parlament/kinder-in-frauenhaeusern-staerken-blinde-flecken-der-landesregierung-beseitigen/

Sofern die Pandemie es zulässt, findet im Oktober wieder ein Jugendlandtag statt. Auch die Fraktionsvositzende Josefine Paul ermöglicht einem jungen Menschen aus Münster die Teilnahme.

https://josefine-paul.de/neu/drei-tage-politik-hautnah-erleben-beim-jugend-landtag-2021/

Mai

Spiel und Sport sind für die körperliche Gesundheit und auch für die psychosoziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtig. Deswegen brauchen wir Angebote zur Bearbeitung pandemiebedingter psychosozialer Belastungen, pandemiegerechte Freizeitangebote und zusätzliche Programme für Kinder-, Jugend- und Familienfreizeiten.

Da Kinder und Jugendliche kaum in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, ist es besonders vor dem Hintergrund der Pandemie wichtig, ihre Stimmen zu hören. Hierfür müssen geeignete Formate für mehr Beteiligung junger Menschen entwickelt werden. Da sich die Situation von Kindern und Jugendlichen immer weiter zuspitzt und sie kaum gehört werden, haben wir im Mai den Antrag „Belastungen von Kindern und Jugendlichen endlich ernstnehmen!“ (Drucksache 17/13775) in den Landtag eingebracht.

Den gesamten Antrag findet Ihr auf Josefines Homepage unter:
https://josefine-paul.de/neu/belastungen-von-kindern-und-jugendlichen-endlich-ernstnehmen/
https://gruene-fraktion-nrw.de/parlament/belastungen-von-kindern-und-jugendlichen-endlich-ernstnehmen/