“Es musste offenbar erst zu Arbeitskämpfen und Streikaktionen seitens der erzieherischen Fachkräfte kommen, damit Politik und öffentliche Arbeitgeber die Forderungen derjenigen als berechtigt anerkennen, denen wir täglich unsere Kinder anvertrauen. Wenn so wichtige Arbeit in großen Teilen in nicht regulären Beschäftigungsvarianten abgewickelt wird, läuft was grundlegend falsch. Ich sehe es als eine wichtige Zukunftsaufgabe an, die Arbeit der erzieherischen Fachkräfte als elementaren Baustein einer guten Förderung aller Kinder wirklich wertzuschätzen“, mahnt Oberbürgermeister-Kandidatin Maria Klein-Schmeink von der Verwaltung die Übernahme echter Personalverantwortung an. Sie fordert, die notwendigen Kosten im städtischen Haushalt anzusetzen.
„Die Erzieherinnen und Erzieher werden bisher nicht nur unzureichend entlohnt, sondern auch noch in prekäre Arbeitsverhältnisse geschickt! Dazu gehört vor allem das Arbeitszeitmodell der geringfügigen Beschäftigung“ so Carsten Peters. „Abgesehen davon, dass die geringfügige Beschäftigung direkt in die Altersarmut führt, ist sie auch pädagogisch wenig sinnvoll, da die Kinder so keine konstanten Ansprechpartner haben. Wir GRÜNE freuen uns, dass nun auch die SPD mitzieht und endlich in den OGS attraktivere Arbeitsplätze schaffen will. Das hätten wir in Münster schon längst haben können! “ so GAL-Ratsfrau Jutta Möllers zur jüngsten Entwicklung.
Schon 2010 mehr Einstellungen möglich gewesen
Die Grünen hätten schon früher, bereits im Jahr 2010, entsprechende Anträge gestellt, um dieses Problem anzugehen. Doch damals, zu Zeiten schwarz-roter Haushalte, hätten sich für grüne Anträge keine Mehrheiten gefunden. „Damals haben wir konkret gefordert, aus vorhandenen Mitteln mehr pädagogische Fachkräfte einzustellen bei gleichzeitiger Verringerung der Anzahl geringfügig Beschäftigter“, so Möllers weiter. Die Vorlage V/0598/2010 zu dem Antrag wurde mit Mehrheit (OB, CDU, SPD, FDP) bei Fürstimmen (Bündnis 90/Die Grünen/GAL, DIE LINKE., Ratsherr Powroznik) und Stimmenthaltungen (UWG/ÖDP) abgelehnt, wie die Niederschrift der Ratssitzung vom 8.12.2010 belegt.
Sämtliche grünen Initiativen zur Qualitätsentwicklung im offenen Ganztag der letzten 5 Jahre beruhen darauf, dass der berufliche Alltag der Fachkräfte in der OGS oft geprägt ist von großer Aufgabenvielfalt, Allzuständigkeit, Parallelität der Aufgaben, hohem Zeitdruck, organisatorischen Zwängen sowie unzureichenden Verfügungszeiten für Vor- und Nachbereitung, für die Kooperation mit Lehrkräften, für Elterngespräche, für Reflexion und letztendlich zu wenig Zeit für die Kinder.
Gelungen ist zwischenzeitlich, die Koordinationsstellen und die Gruppenleitungs-stellen aufzustocken sowie auch Anerkennungspraktika in den OGS zu ermöglichen, weil wir Grünen an den Themen kontinuierlich drangeblieben sind. Die Absenkung der Raumstandards für die OGS konnten wir zudem abwenden. Was nun folgen muss ist eine neue Organisationsstruktur über die Ämtergrenzen von Schulamt und Jugendamt hinweg, die als Fachstelle für die Erzieherischen Berufe, Einsatzmöglichkeiten im Umfang von ganzen Stellen entwickelt und fachliche Fortbildung und Qualitätssicherung gestaltet.
Grüne Initiativen seit 2010:
- Ratsantrag 2010 : Offensive für einen guten offenen Ganztag
- Ratsantrag 2012: Qualitätsentwicklung im Offenen Ganztag – auf dem Weg zum guten Ganztag für alle
- Haushaltsantrag 2013: Qualitätsentwicklung im Offenen Ganztag – mehr Wochenstunden für die Koordinationsstellen, Gruppenleitungen und Einsatz von Berufsanerkennungspraktikantinnen und -praktikanten
- Haushaltsantrag 2014: Qualitätsentwicklung im Offenen Ganztag – Aufstockung der Gruppenleitungsstellen / Einsatz von Berufsanerkennungspraktikantinnen und praktikanten / Randzeitenbetreuung / Ausbau der Förderinseln (teilweise mit Ampel umgesetzt)
- Ratsantrag 2014: „Erziehungsauftrag in Schule und Jugendhilfe ‚aus einer Hand‘ – Bildungsqualität sichern und entwickeln“
- Ratsantrag 2014 mit SPD: Die Grundschulen und die weiterführenden Schulen als inklusive Lebens- und Lernorte weiterentwickeln!
- Haushaltsantrag 2015 mit SPD: Qualitätsentwicklung im Offenen Ganztag