Unter dem Titel „Zwischen Bedrohung und Vorurteil: Islamismus, Islamfeindlichkeit und der Kampf um eine pluralistische Gesellschaft“ fand am Mittwoch im Grünen Zentrum in Münster eine gut besuchte und erkenntnisreiche Diskussion statt. Die Veranstaltung beleuchtete die zunehmenden Gefahren des islamistischen Extremismus und die Bedrohungen durch rechtspopulistische Islamfeindlichkeit. Im Zentrum stand die Frage, wie unsere Gesellschaft mit diesen Herausforderungen umgehen kann, ohne dabei gespalten zu werden.
Der erschütternde Anschlag in Solingen, bei dem drei Menschen getötet und sechs weitere schwer verletzt wurden, prägte die Diskussion tief. Lamya Kaddor, innenpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, zeigte sich bewegt von den Geschehnissen und betonte: „Islamistische Strukturen entwickeln sich zunehmend weg von klassischen Netzwerken und radikalen Moscheegemeinden hin zur sogenannten ‚Turboradikalisierung‘, die vor allem durch Online-Plattformen wie Telegram und TikTok erschreckend schnell voranschreitet.“ Kaddor forderte eine verstärkte politische Aufmerksamkeit auf diese gefährliche Entwicklung. Sie warnte davor, dass islamistischer Extremismus eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit unserer Gesellschaft darstelle, die entschieden bekämpft werden müsse.
Gleichzeitig hob sie jedoch die Notwendigkeit einer umfassenden gesellschaftlichen Resilienz hervor: „Der Kampf gegen Extremismus kann nicht allein durch Sicherheitsmaßnahmen gewonnen werden. Wir müssen den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und Vorurteilen sowie Hass entgegenwirken.“ Diese Resilienz müsse aus präventiven Maßnahmen, Bildung und dem Abbau von Stereotypen entstehen, um langfristig eine pluralistische Demokratie zu schützen.
Nelli Soumaoro, Direktkandidat der Grünen in Hamm für die Bundestagswahl 2025, erweiterte die Diskussion um die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in schwierigen Zeiten. „Der Schlüssel liegt darin, Herausforderungen wie den islamistischen Extremismus nicht zu instrumentalisieren, um die Gesellschaft in ein ‚Wir‘ und ‚Sie‘ zu spalten,“ betonte Soumaoro. „Muslimische Gemeinden sind von dieser antidemokratischen Bedrohung ebenso betroffen wie der Rest der Gesellschaft.“ Vielmehr müsse der gemeinsame Kampf gegen Extremismus in einem großen „Wir“ geführt werden – vereint gegen Hass und Gewalt, ohne Muslim*innen pauschal auszugrenzen oder zu stigmatisieren.
Die Diskussion machte klar, dass die Gefahren durch islamistischen Extremismus real und besorgniserregend sind. Gleichzeitig dürfe der Kampf gegen diese Bedrohung nicht dazu führen, dass Muslime in Deutschland stigmatisiert oder ausgegrenzt werden. „Es ist essenziell, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und nicht zulassen, dass wir durch Vorurteile und Ängste gespalten werden“, betonte Kaddor. „Nur so können wir Extremismus in all seinen Formen nachhaltig bekämpfen.“
Die Veranstaltung bot Raum für intensiven Austausch und Reflexion, und die Teilnehmer*innen betonten am Ende des Abends, wie wichtig es sei, den Dialog über diese komplexen Themen fortzusetzen, um gemeinsam Lösungen zu finden, die unsere Gesellschaft vor Bedrohungen schützen und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt stärken.