Münster – Das Vorstandsmitglied der Grünen Münster, Stephan Orth, kritisiert den Duktus der AfD scharf und mahnt einen sensibleren und verantwortlicheren Umgang der AfD gegenüber der jüdischen Gemeinde in Münster.
Die Kontroverse um Äußerungen über die NRW Polizei der stellvertretenden AfD-Bundestagsfraktionschefin Beatrix von Storch erreicht Münster. Von Storch kritisierte die Behörden, weil diese auf Twitter auch in arabischer Sprache gepostet hatten. Auch die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel mischte sich ein und unterstellte den Behörden eine „Unterwerfung […] vor den importierten, marodierenden, grapschenden, prügelnden, Messer stechenden Migrantenmobs, an die wir uns gefälligst gewöhnen sollen.“ Dies wiederum bewertet der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Sharon Fehr, auf Facebook als eine „populistische Verallgemeinerungen der AfD Spitze“ und „zügellos menschenverachtend“. Die Antwort der AfD Ratsgruppe Münster lässt nicht lange auf sich warten: „Schauen Sie ruhig weiter weg, aber wahrscheinlich genießen Sie den schleichenden Verfall eines Landes welches Sie verachten!“
Stephan Orth, Vorstandsmitglied der Grünen in Münster, äußert sich angesichts dieser Aussagen gegenüber einem Vertreter der jüdischen Gemeinde schockiert und empört: „Sharon Fehr ist ein verdienter Bürger unserer schönen und weltoffenen Stadt, nicht ohne Grund wurde er 2003 für seinen vorbildlichen bürgerschaftlichen Einsatz mit der Münster-Nadel geehrt. Warum unterstellt die AfD Herrn Fehr den ‚schleichenden Verfall‘ Deutschlands zu ‚genießen‘, das er angeblich ‚verachte‘? Auf mich wirkt das Ganze wie eine versteckte antisemitische Botschaft: Jüd*innen verachten Deutschland. Wie sonst erklären sich solche unbegründeten öffentlichen Aussagen gegenüber des höchsten Gemeindevertreters der jüdischen Gemeinde in Münster?“
Die jüdische Gemeinde, ihre Mitglieder und Vertreter*innen seien ein fester und wichtiger Bestandteil der pluralen und vielfältigen Stadtgesellschaft. Es sei Aufgabe aller demokratischen Parteien diesen Stellenwert religiöser und sonstiger Minderheiten zu schützen: „Man hört es ja immer wieder, man wäre nicht verantwortlich für die Fehler früherer Generationen. Da kann ich nur erwidern: Ja, ich bin nicht für die Taten meiner Großeltern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verantwortlich – ich bin aber verantwortlich dafür, wie ich mit der Schuld solcher Generationen und auch dem Leid der Opfer umgehe! Eine Banalisierung solcher Zusammenhänge und fortschreibende antisemitische Tendenzen in Münsters Politik verurteilen wir GRÜNE in Münster scharf! Solche Äußerungen müssen immer und überall – fernab politischer Lagergrenzen – bekämpft werden!“