Nach und nach soll die seit Mai dieses Jahres gültige Neuregelung der Straßenverkehrsordnung greifen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird vor Schulen, Kitas, Alteneinrichtungen und Krankenhäusern mit direktem Zugang zur Straße auf Tempo 30 reduziert – ein Nachweis eines Unfallschwerpunktes und der Erheblichkeit ist nicht mehr notwendig. Einzig Hauptverkehrsstraßen bedürfen noch einer eingehenden Prüfung, bevor dort ein Tempolimit eingeführt wird.
Somit ist – wie kürzlich an der Mondstraße – nun auch im ganzen Stadtgebiet vermehrt mit Schildern zu rechnen, die das Tempo drosseln werden; ein nicht nur aus verkehrspolitischer Sicht notwendiger Schritt. Fakt ist: Überhöhte Geschwindigkeit ist eine der Hauptursachen für die hohe Zahl von Verletzten und Toten im Straßenverkehr. Die Reduzierung der Geschwindigkeit ist ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit“, bringt GAL-Ratsherr Carsten Peters, verkehrspolitischer Sprecher, die Haltung der grünen Fraktion auf den Punkt. Laut polizeilicher Verkehrsunfallstatistik gab es 2016 in Münster 10.501 Verkehrsunfälle, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschäden belief sich im Vorjahr auf 1.444. Insgesamt bleibt hierfür die zu hohe Geschwindigkeit die Hauptursache. Auch Tempokontrollen der Polizei sind notwendig, denn ◊sie dienen der Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit. Wir halten sie aus Gründen der Verkehrssicherheit für erforderlich“, so Peters.
Diejenigen, die über Zeitverlust klagen, können sich entspannt zurücklehnen: Bei Tempo 30 im Stadtgebiet ist der reale Zeitverlust praktisch zu vernachlässigen. Auf einer Strecke von 500 Metern innerhalb einer Tempo 30-Zone liegt dieser bei maximal fünf bis zehn Sekunden im Vergleich zu Tempo 50.
Um einiges höher ist aber der Sicherheitsgewinn: Eine Reduzierung von Tempo 50 auf 30 halbiert den Bremsweg von 28 auf ca. 14 Meter und führt zur deutlichen Verringerung des Unfallrisikos. Gleichzeitig wird der Reaktionsweg erhöht, da der Blickwinkel breiter ist und Bewegungen am Fahrbandrand besser wahrgenommen werden. Die menschliche Reaktionszeit zwischen der Wahrnehmung einer Gefahr (z. B. Person auf der Fahrbahn) und der Einleitung entsprechender Maßnahmen wie Bremsen liegt bei einer Sekunde. Laut Umweltbundesamt legt ein Fahrzeug mit 30 km/h in dieser Sekunde rund 8,3 Meter zurück, bei einem Fahrzeug mit 50 km/h sind es 13,9 Meter.
Bei einem Zusammenprall – übrigens sind in drei Viertel dieser Unfälle die Autofahrer*innen schuld – werden bei Tempo 30 nur 10 Prozent der schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen, bei Tempo 50 jedoch 80 Prozent getötet. Alle Untersuchungen, die nach der Einführung von Tempo 30-Zonen in verschiedenen Städten durchgeführt wurden, belegen, dass die Unfallzahlen zurückgegangen sind: im Schnitt um etwa 40 Prozent.
Weniger Unfälle, weniger schwere Folgen, höhere Gefahrenkalkulation, mehr Rücksicht auf Kinder, insgesamt mehr Sicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmer*innen, weniger Lärm, niedrigere Schadstoffwerte – der positive Mehrwert einer Tempo 30-Regelung im städtischen Bereich führt zu einer deutlichen Erhöhung der Lebensqualität in Münster.