In einem Beitrag von ‚kirchensite.de‘ (Online mit dem Bistum Münster) vom 29.06.2016 fordert Klaus Winterkamp, der Katholikentag in Münster solle die AfD beteiligen:

Es sollte „auch mal jemand auf dem Podium sitzen, der nicht die kirchliche Mehrheitsmeinung vertritt“.Laut Winterkamp ist es Aufgabe des Katholikentags, sich mit unterschiedlichen Meinungen „ernsthaft auseinanderzusetzen“. Deshalb hält er die Entscheidung für falsch, dass in Leipzig keine Vertreter der rechtspopulistischen AfD an den Podien teilnehmen sollten. Das Medienecho habe die abwesende AfD ohnehin gehabt, bilanziert Winterkamp: „Da finde ich es besser, wir haben sie vor Ort und können ihr in Diskussionen Paroli bieten.“ Ob das 2018 in Münster so kommt, entscheidet die Katholikentagsleitung.

Carsten Peters (links) und Stephan Orth (rechts) vorm Paulusdom
 
Die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen/GAL Münster warnt in diesem Kontext vor der Verharmlosung anitdemokratischer, menschenverachtender, als auch rassistischer Positionen.

Dazu erklärt Stephan Orth (religionspolitischer Sprecher der Ratsfraktion): „Es ist erfreulich, dass auf dem geplanten Katholikentag auch Meinungen fernab der kirchlichen Mehrheitsmeinung einen Platz haben sollen. Gerade aus religionspolitischen Gesichtspunkten ist ein offener Diskurs von Religion und Gesellschaft richtig und wichtig. Alles andere würde den Eindruck einer elitären und verschlossenen Veranstaltung erwecken, was nicht zur interreligiösen und interweltanschaulichen Verständigung beitrüge.

Gleichwohl äußert Orth hinsichtlich einer Beteiligung der AfD beim Katholikentag in Münster starke Bedenken: „Als ich von der Nachricht erfuhr war ich ehrlich gesagt geschockt. Einer der Leitgedanken GRÜNER Politik ist die vielfältige und gleichberechtigte Gesellschaft. Das gilt auch für das gleichberechtigte Nebeneinander verschiedener Meinungen. Und genau hier habe ich starke Bedenken. Äußerungen und politische Forderungen, die Menschen aufgrund von unterschiedlicher Kultur, Hautfarbe, Herkunft, Religionszugehörigkeit oder etwa Sexualität in Frage stellen und benachteiligen wollen sind keine Meinungen, sondern Rassismus! Das muss auch klar benannt werden. Nachdem sich die Kirchen in Deutschland immer wieder von Äußerungen der AfD distanziert und diese zu Recht kritisiert haben, ein tolles Engagement in der Flüchtlingshilfe beweisen, läuft die katholische Kirche hier Gefahr falsche Signale zu senden. Als gläubiger Katholik, als Grüner Politiker und als Mensch bereitet mir diese Forderung starke Bauchschmerzen, denn wie gewährleistet werden soll, dass die AfD den Katholikentag nicht als Podium instrumentalisiert um neue Skandale und menschenfeindliche Äußerungen zu produzieren – all das kennen wir aus unzähligen Auftritten – diese Antwort bleibt uns Winterkamp bislang leider schuldig.

Ratsherr Carsten Peters (Mitglied des Fraktionsvorstands) ergänzt: „Seit den Äußerungen verschiedener AfD Spitzenpolitiker*innen wie Gauland, Gedeon, Höcke oder von Storch liegt auf der Hand, dass völkischer Nationalismus zur Grundlage der Politik dieser Partei geworden ist. Sie hat den Weg hin zu einer extrem rechten Partei, der es darum geht den politischen Mainstream immer weiter nach rechts zu verschieben, längst beschritten. Hierzu gehört die rassistische Hetze gegen Geflüchtete und Menschen mit Migrationsvorgeschichte ebenso, wie Hetze gegen Christen, Juden, Muslime und Menschen, die Geflüchtete unterstützen. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit darf auch beim Katholikentag nicht als eine vermeintlich legitimierte Meinung unter anderen gelten.


Pressemitteilung der Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen/GAL vom 01.07.2016