Angesichts der in den vergangenen Wochen aufgeflammten Debatte um den Energiepark Münster treten Münsters Grüne Ängsten vor einer Gefährdung der Rieselfelder durch einen Windpark entgegen: „Der Energiepark im Industriegebiet Hessenweg/Gelmer wird gerade kein Windpark, sondern vielmehr ein Standort für Unternehmen, die sich mit regenerativen Energien beschäftigen. Im Vordergrund stehen die Produktion, die Erforschung und die Erprobung erneuerbarer Energieträger und von Speichertechnologien“, erläutert GAL-Ratsherr Gerhard Joksch die Zielsetzungen des Energieparks.
Joksch verweist beispielhaft auf die Westfalen AG, die im Industriegebiet ihr Tanklager für Naturgase betreibt sowie auf eine Firma, die Schmierstoffe für Windradgetriebe produziert. Für die GAL gehe es darum, im Energiepark Unternehmen aus allen Bereichen der regenerativen Energietechnologien zu bündeln. „Ob sich im Energiepark auch ein Unternehmen ansiedelt, das Windräder konstruiert und deshalb ein Windrad als Referenzobjekt für seine Kunden errichten möchte, ist offen“, erläutert Robin Korte, sachkundiger Einwohner für die GAL im Umweltausschuss. Der Energiepark solle gerade Betrieben Ansiedlungsmöglichkeiten bieten, die sich mit Bioenergie, mit Photovoltaik oder mit Geothermie und mit der Speicherung von Energie beschäftigen. „Es geht um Arbeitsplätze, die durch die Energiewende geschaffen werden. Mit dem Energiepark wollen wir möglichst viele dieser Arbeitsplätze in Münster schaffen“, beschreibt Otto Reiners, Fraktionsvorsitzender der GAL das Anliegen seiner Fraktion.
Rieselfelder: Energiepark wird kein WindparkHinsichtlich der Errichtung und des Betriebs von Windrädern verweisen die Grünen im Übrigen auf den geltenden Bebauungsplan Nr. 287, der für das Industriegebiet seit 1996 gelte und diese zulasse. Diese planungsrechtliche Zulassung stelle allerdings nur die Vorstufe für die Betriebsgenehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz dar. Die Bezirksregierung müsse natürlich alle öffentlichen Belange prüfen, auch die des Artenschutzes. Die Vor-Ort-Prüfung umfasse eine ganze Vegetationsperiode und erstrecke sich auf Vögel und auf Fledermäuse. „Wenn in diesem einjährigen Monitoring festgestellt wird, dass geschützte Vogelarten oder Fledermäuse gefährdet werden, darf die Genehmigung nicht erteilt werden“, erläutert Korte die Bestimmungen.
Nach Ansicht der grünen Kommunalpolitiker sollte das große Potential, das der Standort Hessenweg für die wirtschaftliche Ausnutzung der Energiewende bietet, unbedingt genutzt werden. So bieten sich in Münster angesichts des Planungsrechts und der am Hessenweg bereits angesiedelten Unternehmen aus dem Energiebereich an keiner anderen Stelle vergleichbare Möglichkeiten für einen Verbund von Unternehmen aus den Branchen Erneuerbarer Energien und Speichertechnologien. Auch die Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie beruflicher und allgemeiner Bildung rund um klimafreundliche Energien sei hier möglich.
Dass bei der Entwicklung des Energieparks Rücksicht auf die Belange des Artenschutzes genommen werden muss, ist für die Grünen selbstverständlich: „Auf jeden Fall wollen wir die Naturschutzverbände und die Vogelschutzstation mit ihrem Know-How bei den Planungen beteiligen. Gefährdungen der Rieselfelder als Schutzgebiet von Europarang müssen wir ausschließen“, erläutert Dr. Didem Ozan, Ratsfrau der GAL und wirbt für einen konstruktiven Dialog unter den Umweltschützern: „Statt das Energiepark-Projekt schon zu Beginn der Planung pauschal abzulehnen, sollten wir Naturschutz, Energiewende und Wirtschaftsförderung zusammenbringen. Einseitige Positionen helfen am Ende niemandem, am allerwenigsten dem Natur- und dem Artenschutz.“