Leser*innenbriefvorlage
Leser*innenbrief-Kampagne
Wer bei unserer Kampagne mitmachen möchte, sende einfach den folgenden Leser*innenbrief an die jeweils gelesene Zeitung. Dabei gerne eigene Worte wählen – was nicht als passend empfunden wird einfach weglassen und nach eigenem Empfinden ergänzen. Viele individuelle Briefe mit persönlichen Meinungen zum Thema Flucht machen sicherlich den größten Eindruck auf die Redaktionen und die deutsche Öffentlichkeit. Also bitte den ganz eigenen Leser*innenbrief an die entsprechende Zeitung senden und die Aktion mit Familie, Freund*innen, Kolleg*innen und Bekannten teilen. So können wir das Thema gemeinsam wieder auf die AGENDA setzen!
Briefvorlage:
Sehr geehrte … Redaktion
Als regelmäßige*r Leser*in Ihrer Zeitung schätze ich Ihre tagesaktuellen Nachrichten, sorgfältigen Recherchen und kritischen Berichte. Gerade daher bin ich enttäuscht davon, wie wenig Sie über die offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen an Geflüchteten berichten.
Auch im letzten Jahr starben laut der Internationalen Organisation für Migration wieder über tausend Menschen im Mittelmeer auf ihrer Flucht. Während staatliche Seenotrettung weiterhin von allen EU-Staaten verweigert wird, wird ein Großteil der zivilen Rettungsschiffe unter fadenscheinigen Gründen von den Mittelmeer-Anrainerstaaten in europäischen Häfen festgehalten, die Einfahrt in Häfen wird oft verweigert und Retter*innen drohen Gerichtsprozesse. Die europäische Frontex-Agentur sieht ihre Aufgabe offenbar auch eher in illegalen Abschiebungen als in der menschenrechtswahrenden Rettung von Menschen in Not.
Zudem spitzt sich die Lage in europäischen Geflüchteten-Camps immer weiter zu; auch nach den Bränden in Moria hat sich im neuen Lager nichts verbessert. Rund 7.500 Menschen leben in provisorischen, oft überfluteten Zelten. Auf Gran Canaria befinden sich mittlerweile über 10.000 Geflüchtete, die trotz fehlender Kapazitäten auf der Insel nicht aufs Festland gelassen werden. Ohne jeglichen Schutz gegen die Eiseskälte harren weiterhin fast 2.000 Menschen in Lipa aus. Gerade im Winter ist eine Strategie, die auf der Unterbringung von Menschen in Zelten basiert, zynisch und menschenverachtend.
Obwohl es hier um die Verletzung grundlegender sogenannter europäischer Werte geht, konzentrieren sich Ihre Titelseiten und Leitartikel fast ausschließlich auf Berichte über die Corona-Pandemie. Die dramatische gesundheitliche Lage, die Geflüchtete auch besonders hart trifft, darf aber nicht dazu führen, die weitergehende Menschenrechtskrise völlig aus den Augen zu verlieren! Sie als Medienschaffende haben die Möglichkeit und Verantwortung, Themen auf der Agenda mitzubestimmen und die gesellschaftliche Auseinandersetzung mitzugestalten. Der Druck der Öffentlichkeit ist nötig, um die Bundesregierung dazu zu bewegen, den Zusagen zahlreicher Städte und Kommunen zu folgen und weitere Menschen aufzunehmen. Nur eine engagierte und informierte Öffentlichkeit kann dafür sorgen, dass die Abschottungspolitik der EU endlich beendet wird und die EU ihre Verantwortung für Menschen in Not ernst nimmt.
Daher meine Bitte an Sie: Werden Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst und setzen Sie Berichte über die Situation von Geflüchteten in Europa wieder oben auf die Tagesordnung, damit die Menschenrechtsverstöße an den europäischen Grenzen endlich Beachtung finden!