In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Rat ein umfangreiches Erneuerungs- und Investitionsprogramm für den Allwetterzoo beschlossen. Vorausgegangen war eine intensive Analyse der Sanierungsbedarfe, des Besucher*innenaufkommens, der finanziellen Entwicklung und der Zusammenhänge von Investitionen und Besucher*innenaufkommen. Daraus ist der Masterplan Allwetterzoo 2030 entstanden, der ein Gesamtinvestitionsbedarf von 59 Millionen Euro umfasst – verteilt auf zwölf Jahre. Den Plan erarbeitete ein Team von Expert*innen, die teilweise schon an der erfolgreichen Weiterentwicklung anderer Zoos beteiligt waren.
Angesichts dieser gewaltigen Summe ist die Frage durchaus berechtigt, ob dies wirklich notwendig sei oder ob es nicht auch eine Nummer kleiner ginge. Die Antwort der Expert*innen ist eindeutig: Ohne dieses Investitionsprogramm würde der jährliche Bedarf an Zuschüssen durch die Stadt – allein um die Auflagen aus dem Säugetiergutachten zu erfüllen und unerlässliche Reparaturen durchzuführen – immens steigen, gleichzeitig ohne zeitgemäße Attraktivitätssteigerung und den dadurch erwarteten Besucher*innenzuwachs.
Was sind Aufgaben eines Zoos?
Bei der Beantwortung dieser Frage lässt sich sicherlich über die Priorität folgender Punkte streiten:
- Zucht bedrohter Tierarten im Rahmen internationaler Programme zum Schutz vor völliger Ausrottung;
- Bildung durch Vermittlung biologischer und ökologischer Zusammenhänge und einem besseren Verständnis für den globalen Natur- und Artenschutz;
- Erholung durch eine hohe Aufenthaltsqualität, bei der sich Menschen an den Tieren erfreuen und sie ganz nah erleben;
- Erforschung von Tierarten, einerseits als elementare Forschung, die an den Wildtieren im Freiland nicht durchführbar ist oder als Grundlagenforschung für weiterführende Forschungsarbeiten im Freiland.
Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, wird der Allwetterzoo zu einem Klimazoo weiterentwickelt, bei dem die Tierarten nach dem Ordnungsprinzip der Klimazonen der Erde angesiedelt und ausgesucht werden. In drei Projektphasen sollen folgende Zonen geschaffen werden:
- Südamerikanisches Pantanal: Hier soll die Artenvielfalt dieses bedrohten Lebensraumes verdeutlicht werden, die sich über Wasser- und Landflächen ziehen und viele bedrohten Tierarten umfassen.
- Asiatische Inselwelt als neue Mitte des Zoos mit Tropenhaus und Erlebnisgastronomie.
- Afrikanische Savanne, bei der die bestehende Afrikalandschaft mit dem Leitthema der Grassavanne mit Kopje-Felsen versehen wird.
Von dieser Weiterentwicklung und weiteren begleitenden Maßnahmen erwarten wir eine Attraktivitätssteigerung und einen Besucher*innenzuwachs. Wir hoffen, dass wir dann 2030 mit allen Besucher*innen gemeinsam das Fazit ziehen können: Die Weiterentwicklung des Zoos hat sich gelohnt, ist wirklich das Geld wert.
Kosten des Masterplans
Dabei muss die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung natürlich den Ist-Zustand berücksichtigen. Betriebliche Defizite und dringende Sanierungsbedarfe sind einzubeziehen. Wichtig zu wissen ist, dass die Stadt auch in den letzten Jahren schon einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 3,8 Millionen Euro pro Jahr überwiesen hat. Dieser soll laut Masterplan angehoben und um einen jährlichen Sanierungsbetrag auf insgesamt 4,8 Millionen Euro p.a. erhöht werden. Darüber hinaus wird es einen Investitionszuschuss der Stadt von insgesamt 20 Millionen Euro für o.g. Projekte geben. Durch eine komplexe Berechnung von Investitionen, Folgewirkungen und Marketingmaßnahmen, gehen die Expert*innen davon aus, dass der Zoo somit wieder steigende Besucher*innenzahlen hat, trotz teilweise substanzieller Eintrittspreiserhöhungen – die aber ohnehin unvermeidbar gewesen wären.
Unterm Strich soll der Zoo so befähigt werden, seine Einnahmen um insgesamt 31,3 Millionen Euro zu steigern, um so den Eigenanteil bis 2030 zur Umsetzung des Masterplans aufzubringen. Da bei dieser Wirtschaftlichkeitsbetrachtung viele Annahmen getroffen und Abhängigkeiten geschaffen wurden, wird es ein intensives Maßnahmen- und Kostenmonitoring im Aufsichtsrat geben müssen.
Anmerkung am Rande: Der Münster-Pass wird auch weiterhin reduzierte Eintrittspreise ermöglichen.
Jörn Möltgen, Gal-Ratsmitglied