Lieber Münsteranerinnen und Münsteraner!
Als Bürgermeister der Stadt Münster habe ich gelobt, die Menschenrechte zu verteidigen. Dazu gehört auch der Schutz von Flüchtlingen vor Verfolgung. Im Rat der Stadt Münster gibt es ein breites Einverständnis darüber, Menschen Schutz zu gewähren, die ihr Heimatland wegen politischer, religiöser oder ethnischer Verfolgung verlassen mussten. Münster bemüht sich, die Flüchtlinge anständig unterzubringen, zu integrieren und ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Stadt baut deshalb keine Massenunterkünfte, sondern Wohneinheiten für maximal 50 Menschen. Und die Stadt stellt die persönliche Betreuung der Schutzsuchenden in den Vordergrund: Sprachkurse, Kindergarten- und Schulbesuch und Gesundheitsvorsorge – Ein Konzept mit Erfolg, darf ich sagen! Gelingen kann die Integration aber nur deshalb, weil viele Münsteranerinnen und Münsteraner es als ihre Aufgabe ansehen, Menschen in Not zu unterstützen. Darüber bin ich sehr froh!
„PEGIDA“ und andere bedrohen diese Solidarität, sie appellieren an irrationale Ängste vor Überfremdung und versuchen, einen Keil zu treiben zwischen den Menschen die Hilfe brauchen und denen, die helfen wollen. Der Ruf „Wir sind das Volk“, ist kein Appell an den Zusammenhalt gegenüber staatlicher Willkür, sondern vielmehr der Aufruf zur Ausgrenzung und zur Hetze gegen Teile der Bevölkerung. Die Gleichsetzung von Flüchtlingen mit religiösen Fanatikern ist lediglich Vorwand, um von dem eigentlichen Ziel abzulenken: möglichst viele Flüchtlinge zu vertreiben. Die Menschen, die aus dem Irak, aus Syrien und Afghanistan zu uns kommen, flüchten bekanntlich vor religiösen Fanatikern. Wir sollten sie allein schon deshalb willkommen heißen! Wir dürfen den Aufrufen von PEGIDA zur Spaltung keinen Raum bieten. Münster will auch weiterhin eine weltoffene Stadt sein. Eine Stadt, in der heute Menschen aus mehr als 30 Nationen leben und in der bereits jeder dritte Jugendliche einen Migrationshintergrund hat. Wir wissen, dass unsere Stadt ihre sprichwörtliche Lebensqualität nur dann halten kann, wenn wir in den nächsten Jahren viele neue Bewohnerinnen und Bewohner begrüßen können – auch Menschen aus anderen Kulturen und aus anderen Lebenskreisen!
Münster muss deshalb Intoleranz gegenüber anderen Kulturen und Lebensstilen, Hass auf andere Religionen und gegenüber anderen Hautfarben bekämpfen. Wir müssen standhaft bleiben und das tun, wozu uns unsere Geschichte als Stadt des Westfälischen Friedens besonders verpflichtet: Ein Zeichen zu setzen für Menschlichkeit und für Solidarität mit Verfolgten.
Gerhard Joksch